Japan Tobacco schließt Deal bald ab. | Preis für Gallaher rund elf Mrd. Euro. | Wien. Schon bald berichtet die ehemals staatliche Austria Tabak nicht mehr nach London, sondern nach Genf. Von dort aus steuert der Zigaretten-Multi Japan Tobacco sein internationales Geschäft. Die Japaner kaufen für rund elf Mrd. Euro Gal laher, den britischen Mutterkonzern der Austria Tabak. Der heimische Branchenprimus wird damit künftig ein Teil des weltweit drittgrößten Tabak-Imperiums sein.
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Die Übernahme von Gallaher ist praktisch gelaufen. Vergangenen Freitag haben die Aktionäre des börsenotierten britischen Großkonzerns den geplanten Mega-Deal abgenickt (sie erhalten je Aktie 11,40 Pfund in bar). Somit ist die letzte formelle Voraussetzung für die Übernahme durch Japan Tobacco erfüllt.
Offiziell sind die Japaner ab 18. April neuer Eigentümer, Gallaher wird an diesem Tag vom Kurszettel der Börse gestrichen. "Bis dahin sind beide Konzerne noch Konkurrenten", betont Austria-Tabak-Chef Stefan Fitz. Für Aussagen über künftige Strategien und Pläne (auch zu Austria Tabak) sei es daher noch zu früh. Was die Japaner konkret vorhaben, wisse er nicht. Fitz: "Bis der Prozess beendet ist, darf es keine Gespräche (mit Japan Tobacco, Anm.) geben - aus rechtlichen Gründen."
Im Gallaher-Konzern, der 2006 mit rund 182 Milliarden Zigaretten weltweit um fünf Prozent mehr als im Jahr davor verkaufen konnte, war Austria Tabak (1235 Mitarbeiter) bisher für 20 Länder in Mittel- und Osteuropa zuständig. Insgesamt ist der Gallaher-Konzern in 80 Ländern aufgestellt, die Japaner bringen es auf 120. Überschneidungen, so Fitz, gebe es kaum.
Die Übernahme Gallahers ist die bislang größte Auslandsakquisition einer japanischen Firma in der Geschichte. Mit ihr dürfte der Weltmarktanteil von Japan Tobacco auf knapp elf Prozent steigen, was die Position als globale Nummer drei nachhaltig absichern sollte. Derzeit halten die Japaner einen Marktanteil von rund acht Prozent. Der Branchenerste Philip Morris kommt auf rund 18 Prozent - der Zweite, British American Tobacco (BAT), auf etwas mehr als zwölf Prozent.
Ein Zehntel mehr Gewinn
Den Umsatz hat Gallaher im vergangenen Jahr um 2,3 Prozent auf 8,4 Mrd. Pfund angehoben, beim Vorsteuergewinn gab es ein Plus von 9,6 Prozent auf 565 Millionen.
Österreich-Zahlen werden seit der vollständigen Übernahme der Austria Tabak nicht mehr extra ausgewiesen. Fitz sagte am Montag vor der Presse nur, dass der Marktanteil im Inland mit 37,6 Prozent um rund zwei Prozent-Punkte leicht rückläufig gewesen sei. In Österreich werden laut Schätzungen konstant etwa 17 Milliarden Zigaretten geraucht - rund 14 Milliarden davon werden legal im Inland versteuert. Das Jahr 2006 bezeichnete Fitz als " Jahr voller Herausforderungen". Er verwies auf den Preiskrieg, die Einführung eines Mindestpreises (3,25 Euro pro Schachtel), das Plakat- und Kino-Werbeverbot, die Umstellung der Zigarettenautomaten auf jugendschutzsicheren Zugang und die Debatte rund um Rauchverbote in der Gastronomie.
Der Fiskus hat im Vorjahr über die Tabaksteuer hochgerechnet 1,4 Mrd. Euro (2005: 1,34 Milliarden) kassiert. "Das Problem des Schmuggels haben wir aber immer noch", so Fitz. Auch wenn - anders als etwa in Deutschland - das Wachstum bei geschmuggelten Zigaretten erstmals gestoppt werden konnte. "Die Behörden haben gute Arbeit geleistet, sie dürfen jetzt aber nicht nachlassen."
In Österreich wurden im vergangenen Jahr laut Fitz zirka 2,6 Milliarden Stück Zigaretten nicht versteuert konsumiert. Das entspricht 260 Lkw-Ladungen mit je 10 Millionen Zigaretten.