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Jazzpreis vor dem sanften Tod

Von Christoph Irrgeher

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Kulturpreise? Mit Verlaub: Es gibt sie zum Saufüttern. Nur nicht in jeder Sparte. Jazzpreise zum Beispiel sind rarer gesät, und europäische Jazz-Trophäen überhaupt ein Rarissimum. Just einer solchen aber könnte es an den Kragen gehen. Oder, richtiger gesagt: Es droht ein stiller, sanfter Tod.


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Seit 1997 ehrt Österreich seine Spitzen-Jazzer mit dem Hans-Koller-Preis, seit 2002 auch internationale Zampanos in der Rubrik "European Jazz Prize". Organisiert wurde dies bisher von Impresario Mathias Rüegg, finanziert von Bund, Stadt und Sponsoren. Wie gesagt: Bisher. Denn vor rund einem Jahr, so heißt es, hat der Bund eine Neuorganisation gewünscht. Wegen Details werde man sich rühren. Das aber sei bis heute nicht passiert. Einen Koller-Preis 2010 gab es nicht. Und 2011? Verständlich, dass Christoph Huber, Leiter des Jazzclubs Porgy & Bess, fürchtet, die Tradition könnte "stillschweigend einschlafen".

Wer dies will, könnte nur mit einer Personalie argumentieren: 2010 legte Rüegg das von ihm gegründete Vienna Art Orchestra still; er scheint auch für den Jazzpreis nicht mehr verfügbar. Diesen einzusparen wäre dennoch eine Chuzpe. Nur weil der Chef zurücktritt, würde man auch den Musikverein nicht abreißen - sondern einen Nachfolger suchen. Aber vielleicht muss die Politik noch verstehen lernen, dass es auch fern klassischer Hochkultur ein personenunabhängiges, förderungswürdiges Phänomen geben könnte, das da heißt: Institution.