Gemeinhin ist es ja so, dass die Bürohocker unserer arbeitsgeteilten Welt all die berufsmäßigen Wandervögel, die die Flughäfen dieser Welt wie ihre Westentasche kennen, neidisch beim Zwischenstopp am hauseigenen Schreibtisch begrüßen. Als nun aber, der Aschewolke geschuldet, zehntausende Handelsreisende an fremden Eilanden strandeten, dürften auch diese ihr Los des unsteten Umhereilens vorübergehend verflucht haben.
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Das wird vorbeigehen, doch über die Konsequenzen der Sperre des europäischen Luftraums wird noch länger diskutiert werden.
Zur Debatte stehen zunächst die Entscheidungsprozesse selbst, die zur Sperre geführt haben. Optimale Koordination schaut anders aus. Aber die Sicherung des Luftraumes ist auch in der EU nationale Kompetenz. Und die werden sich die 27 EU-Staaten sicher nicht so schnell aus der Hand nehmen lassen. So weit sind weder die Staaten noch die EU im Denken und Handeln, schließlich geht es um elementare Sicherheitsfragen. Bessere Koordination der einzelstaatlichen Entscheidungen im Dienste der Bürger ist trotzdem kein Widerspruch.
Das andere sind die finanziellen Folgen für die betroffenen Branchen, die noch während des unfreiwilligen Bodenaufenthalts lautstark nach staatlichen Hilfen schrien. Auf dass die Airlines munter weitermachen mit Billigst-Tickets rund um den Globus - subventioniert mit dem Geld der Steuerzahler? Hoffentlich nicht, denn Marktwirtschaft schaut anders aus.
Und schließlich lohnt es sich auch, über das je nach Reisedistanz optimale Verkehrsmittel noch einmal nachzudenken. Dass Reisen von wenigen hundert Kilometern mittlerweile fast schon als Regelfall im Flugzeug zurückgelegt werden, kann nicht der Weisheit letzter Schluss sein.
Die Sandkörner im Getriebe der globalisierten Welt werden mit Sicherheit nicht weniger, sondern mehr. Das liegt in der Logik immer komplexer werdender Systeme, die von und mit Menschen operieren. Reisen wie Verkehrsströme aller Art zählen hier dazu. Je einfacher diese organisiert werden, desto zuverlässiger sind sie - und damit langfristig auch auf jeden Fall billiger. Das sollte doch einmal eine gute Nachricht für die Eisenbahn sein.