Wer auf Sozialen Medien eher wenig aktiv ist, erhält eine größere Nachrichtenvielfalt.
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Je intensiver sich jemand aber am Diskurs beteiligt, desto größer ist die Gefahr, Nachrichten zu erhalten, die auf die eigenen Überzeugungen zugeschnitten sind, berichtet die US-Universität Princeton im Fachmagazin "PNAS". Nutzer, die ständig auf Information reagieren und diese in ihrer Community teilen, nähren demnach politisch isolierte Blasen. Polarisierung in Sozialen Netzwerken kann dadurch entstehen, dass sie ihren Newsfeed anpassen und dabei - möglicherweise unwissentlich - von ihrer eigenen Meinung abweichende Positionen entfernen.
Freiwillige Selbstbeschränkung
Die Forscher haben ein Rechenmodell zum Verhalten von Usern in Sozialen Netzwerken in Bezug auf Konsum und Zusammenstellung von Nachrichten entwickelt: Viele User würden demnach ihr eigenes Verhalten nach einem Informationsfluss beurteilen, in dem ihr Verhalten durch das Verhalten anderer beeinflusst werde. Ein Kriterium dabei sei, ob Informationen für sie interessant oder relevant seien. Ihre Kontakte würden sie dann so anpassen, dass sie künftig mehr Inhalte sähen, die sie interessierten und mit denen sie übereinstimmten - und so ihr Informationsumfeld freiwillig beschränken, um ihre politische Einstellung bestätigt zu wissen.
Laut dem Modell entstehe Polarisierung, wie derzeit auch in der Debatte zu Covid-Impfungen, zum Teil daraus, dass User anderen Usern mit abweichenden Meinungen entfolgten. Sie erhielten so insgesamt weniger Informationen. Die Algorithmen der Sozialen Medien hätten dabei keinen direkten Einfluss. Die Forscher betonen jedoch explizit, dass dies nur ein Faktor von vielen sei, die zu Polarisierung führen könnten. Die Befunde des Modells haben sie anhand von Beobachtungsdaten auf Twitter überprüft. (est)