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Dass in der Kürze die Würze liegt, stimmt manchmal, keinesfalls immer, und hängt, wie das meiste im Leben, vom Subjekt, vom Objekt und von den diese begleitenden Modalitäten ab. Dessen wird man sich im ORF-Radio, zumal in Ö1, wo der quicke Zeitgeist ja programmatischerweise zu kurz kommt, wohl bewusst sein, zumindest grundsätzlich.
Kurz ist nur gut, wenn es bündig ist. (Schmerzlos muss die Kürze nicht unbedingt sein, doch sollte sie klar, wenn nicht gar klipp sein.)
Dieser vielleicht ein wenig zu lang geratenen Einleitung schicke ich unverzüglich das Bekenntnis nach, dass ich durchaus kein Feind der würzigen Kürze bin, auch dann nicht, wenn sie in Nachrichtensendungen auftritt. Aber sie muss halt stimmen. Sie muss, dort wo sie steht, am richtigen Platz sein. Sonst stiftet sie nur Unklarheit.
Und damit bin ich bei der (in letzter Zeit leider häufig gehörten) Wetterprognosen-Wendung angelangt: "Temperaturen je nach Sonne."
Oho! Was tritt uns da entgegen? Etwa ein neues Weltbild gar? Eines, in dem es gleich mehrere Sonnen gibt, von denen aber immer nur je eine die Erde bescheint? Gemach, hier liegt kein System-, sondern ein typischer Schlampigkeitsfehler vor. Gemeint ist nämlich, dass die Temperaturen von der Intensität der Sonnenstrahlung abhängen, und die wiederum hängt davon ab, ob Wolken vorhanden sind, und wenn ja, in welcher Konsistenz und Intensität.
Ich empfehle der Wetter-redaktion die (nur unwesentlich längere) Wendung: Temperaturen je nach Wolkenlage.