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Je suis Charlie, aber je ne suis pas Dieudonné.
Der französische Komiker wurde von einem Gericht in Paris wegen Verherrlichung des Terrorismus zu zwei Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Die Vorgeschichte: In Zusammenhang mit dem islamistischen Terrorakt gegen das Satiremagazin "Charlie Hebdo" kam es auch zu einer Geiselnahme und der Ermordung mehrerer Menschen in einem jüdischen Supermarkt. Der Täter war der Islamist Amedy Coulibaly. Bei der Erstürmung des Ladens erschoss die Polizei den Terroristen. Daraufhin schrieb Dieudonné auf Facebook: "Heute Abend fühle ich mich wie Charlie Coulibaly." Das machte den Komiker zum Kasus.
Seine Anhänger, die Dieudonné vor allem unter Antisemiten, Holocaustleugnern und anderen Rechtsextremisten wie auch in der fundamentalistisch-islamischen Szene hat, werfen nun der französischen Justiz (und der westlichen Gesellschaft allgemein) vor, sie schütze zwar antireligiöse Kritik, gehe aber rigide gegen die Kritiker der Kritiker vor.
Das allein zeigt, in welchem Ausmaß religiöse Fundamentalisten und Rechtsextreme die Wahrheit verbiegen: Dieudonné ist nicht "Charlie Hebdo". Es ist etwas Anderes, ob man sich über Religionen mokiert, ohne einen einzigen Menschen an Leib und Leben zu verletzen, oder ob man einen islamistischen Mörder glorifiziert, der gerade eben ein paar Menschen abgeschlachtet hat. Dieudonné intendiert nicht "Charlie Hebdos" befreiendes aufklärerisches Lachen. Dieudonnés Witz reißt gezielt Gräben auf und sät mit Absicht Hass. Hass aber ist inakzeptabel, auch wenn er sich als Humor ausgibt.