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"Je schneller liberalisiert wird, umso besser ist es für die Wirtschaft"

Von Rosa Eder

Wirtschaft
Experten im Gespräch: Hans Hofinger, Vorsitzender des Volksbanken-Verbandes ÖGV, "Wiener Zeitung"-Chefredakteur Andreas Unterberger, Walter Boltz, Geschäftsführer der E-Control, Karl-Franz Maier, Vorstandssprecher der Energie Steiermark AG (v. l.) Wiener Zeitung

Über die Gewinner und Verlierer der Liberalisierung und über die Rolle der Regulatoren diskutierten am Dienstagabend Experten aus den Bereichen Energie, Telekommunikation und Post sowie Banken im ÖGV-Haus in Wien.


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"Heute haben die meisten Kundengruppen niedrigere Energiepreise als vor fünf bis sechs Jahren", sagte Walter Boltz, Geschäftsführer der Regulierungsbehörde E-Control, im Rahmen einer Podiumsdiskussion, die vom Corporate Consulting Club CCC in Kooperation mit der "Wiener Zeitung" und Beyond Solutions Consulting veranstaltet wurde. Boltz führt dies zu zwei Drittel auf regulatorische Maßnahmen und zu einem Drittel auf Wettbewerbseffekte zurück.

Weiters hätten die Energieversorgungsunternehmen ihre Effizienz gesteigert, unter anderem durch die Absenkung des Mitarbeiterstands um ein Drittel.

Karl-Franz Maier, Sprecher des Vorstandes der Energie Steiermark AG, anerkennt ebenfalls die positiven Seiten der Strommarktliberalisierung, hat aber Bedenken, was die Versorgungssicherheit betrifft. Diese könne bei den derzeitigen sinkenden Netztarifen nicht aufrechterhalten bleiben und werde schlechter werden. Boltz sieht das anders: Die gute Versorgungssicherheit mit Strom werde in Österreich auch in den nächsten Jahren anhalten. Und: Es sei genug Geld da, "um jedes Kraftwerk zu bauen, das wir brauchen."

Verblüffenderweise kaum Verlierer sieht Helmut Kern, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Beyond Solutions Consulting, bei der Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes in Österreich. Aber auch der Staat habe davon profitiert, immerhin habe er daraus bis heute rund 10 Mrd. Euro in Form von Steuern, Lizenzen und Gebühren verdient. Seiner Meinung nach sei aus den vergangenen zehn Jahren die Lehre zu ziehen: "Je schneller liberalisiert wird, umso besser ist es für die Wirtschaft." Was die Regulierungsbehörde RTR betrifft, sieht Kern diese mit 50 Köpfen überbesetzt.

Für das Business von Kurt Schügerl, Chef des privaten Postdienstanbieters redmail, sind derzeit zwei Beamte im Infrastrukturministerium zuständig. Er wünscht sich einen unabhängigen Regulator, damit der Marktzugang zu gleichen Bedingungen für alle Anbieter möglich wird.

Hans Hofinger, Vorsitzender des Volksbanken-Verbandes ÖGV meinte aus Sicht der Geldinstitute: "Regulatoren gehören dazu, aber es darf nicht übers Hintertürl mehr Bürokratie reinkommen, etwa durch Mehrfachprüfungen."