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Je später, desto besser

Von István Orbán

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War's die Grundsteinlegung für das Holocaust-Mahnmal in Berlin diese Woche, der Beginn der Holocaust-Konferenz in Stockholm an diesem Tage oder schierer Zufall: Am Mittwoch brachten jedenfalls

gleich drei Fernsehsender Beiträge zum Schicksal der europäischen Juden unter Hitler-Deutschland.

Den Anfang machte Arte um 20.45 Uhr mit "Der Tod ist ein Meister aus Deutschland" der beiden nicht unumstrittenen und bisweilen auch zerstrittenen deutschen Großexperten Lea Rosh und Eberhard Jäckel.

Eine Doku-Tour d'horizon durch Europa in 55 Minuten · das konnte nicht wirklich gutgehen. Umso leichter stieg ich um 21 Uhr zu "Oskar Schindler · Retter und Lebemann" auf 3sat um, zappte noch einige

Male zu Arte, um dann endgültig bei dieser Filmdokumentation zu verweilen, mit Sequenzen über Schindler selbst, mit interessanten Aussagen von ihm und berührenden und auch erhellenden Aussagen über

ihn. Das war schon viel besser.

Das Beste aber kam um 23 Uhr im ARD: "Der Fotograf" von Dariusz Jablonski, ein Dokumentarfilm über das Ghetto von Lodz/Litzmannstadt auf der Grundlage von Farbdias, die der aus Salzburg stammende

Finanzleiter im Ghetto, Walter Genewein, zwischen 1940 und 1944 fotografiert hatte, ergänzt durch Zitate aus dessen peniblen Aufzeichnungen und die Erinnerungen eines Überlebenden. Die Dias · ein

Schatz und einmaliges Zeitdokument, der Film · ein wahrhaft beeindruckendes und auch stilistisch großartiges Meisterwerk. Ihn einmal im Programm des ORF zu finden, wäre aufs Innigste zu wünschen.