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Dass unterschiedliche Auffassungen von Humor ganze Länder entzweien können, zeigt die Causa Böhmermann derzeit recht anschaulich. Diese diplomatischen Turbulenzen sind freilich harmlos gegen das Zerwürfnis, das sich zwischen Italien und Frankreich anbahnt. Da geht es nämlich um: Spaghetti. Um genau zu sein geht es um Spaghetti Carbonara. Auf einer französischen Schnell-Koch-Homepage wurde ein Rezept für das Pasta-Gericht veröffentlicht, das die Zubereitung in einem einzigen Gefäß vorsieht. Kurz gesagt: Es wird alles - vom Speck bis zu den Nudeln - gleichzeitig in Wasser gekocht. Zuletzt wird ein rohes Ei draufgeklatscht.
Das klingt jetzt wirklich nicht besonders deliziös. Aber Italiener, die im Netz auf das Rezept gestoßen sind, reagierten nicht nur angewidert, sie sahen praktisch den Untergang des kulinarischen Abendlandes auf den apokalyptischen Reitern angaloppieren. Einer postete: "Wenn meine Großmutter das sehen würde, sie würde empört ihren Hausschuh auf den Bildschirm werfen!" Ein anderer forderte eine Schweigeminute anlässlich des schmählichen Hinmetzelns der Carbonara in Frankreich, wieder ein anderer meinte, die Franzosen sollten doch lieber bei den Froschschenkeln bleiben. Es fehlt nur noch, dass der Hashtag "Je suis Carbonara" die Sozialen Medien flutet. Oder zu Vergeltungsschlägen übergegangen wird. Bouillabaisse mit Mortadella zum Beispiel oder Coq au Vin in Fanta gekocht. Auffallend ruhig verhalten sich in dieser Krise die Briten. Die sind froh, dass einmal nicht sie für den Tatbestand der Gaumenbeleidigung belangt werden.