Frankreichs Präsident unter Nepotismusverdacht. | Paris. Der französische Präsident herrscht in der Republik wie ein Monarch - sagen seine Kritiker. Er baue nicht nur ständig seine Machtfülle aus, sondern auch seine eigene Dynastie. Diese Kritiker bekommen nun neues Futter durch den Kronprinzen selbst, der sich anschickt, in die Fußstapfen seines Vaters zu treten: Jean Sarkozy, zweitältester Sohn des Staatschefs, soll die Führung der Epad, der einflussreichen Entwicklungsbehörde für das Geschäftsviertel La Défense im Westen von Paris, übernehmen.
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Auf einer Fläche von drei Millionen Quadratmetern haben dort die größten französischen Unternehmen ihren Sitz, darunter der Atomriese Areva und der Erdölkonzern Total.
Damit stünde der 23-jährige Jus-Student, der noch nicht einmal einen Abschluss hat, an der Spitze eines der größten Business-Distrikte Europas. Die Opposition wittert "Vetternwirtschaft" und fragt, was den Präsidentenspross denn auszeichnet - seine besondere Eignung oder sein Name? Oder sein prominentester Fürsprecher, der Staatspräsident, der selbst diesen Posten von 2005 bis 2006 innehatte? Biografische Parallelen zwischen den beiden sind unverkennbar: Auch Nicolas Sarkozy studierte Jus und begann seine politische Karriere im Pariser Nobelvorort Neuilly-sur-Seine, dessen Bürgermeister er mit 28 Jahren wurde. Sein Filius schaffte es bereits als 21-Jähriger zum Fraktionsvorsitzenden der Regierungspartei UMP im Departement Hauts-de-Seine. Bürgermeister, so vermuten Beobachter, könnte er schon mit 27 sein. Dieser Prinz sei nicht zu stoppen.