Für ihren Lebensgefährten Julian Schnabel hat das Filmfestival Biennale in Venedig den Roten Teppich ausgerollt. Immerhin wurde der US-Starregisseur bereits mit der Goldenen Palme in Cannes ausgezeichnet und auch für einen Oscar nominiert. Doch das Drehbuch zu dem neuesten Film, für den Schnabel nach Venedig eingeladen wurde, hat sie geschrieben: Rula Jebreal, Italo-Israelin mit palästinensischen Wurzeln.
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"Miral: Schrei nach Frieden" ist ein durch und durch persönlicher Film. Vorlage ist Jebreals gleichnamiger autobiographischer Roman, der ihre Kindheit und Jugend im Nahen Osten beschreibt.
Rula Jebreal wurde vor 37 Jahren in Ostjerusalem als Tochter eines palästinensischen Ehepaars geboren. Der Vater, war Kaufmann und Wächter der Al-Aksa-Moschee. Die Mutter, die als Kind wiederholt von ihrem Vater missbraucht worden war, beging schon bald nach der Hochzeit Selbstmord.
Rula (im Film Miral, besetzt mit der aus "Slumdog Millionär" bekannten Freida Pinto) wird in ein Waisenhaus gesteckt, wo sie aufwächst. Ins jugendliche Alter gekommen, engagiert sie sich sozial und hilft unter anderem als Freiwillige in einem Flüchtlingslager in Ramallah. Sie wird in der Folge in die erste Intifada verwickelt und verliebt sich in einen Aktivisten der Palästinensischen Befreiungsorganisation.
Ihr Weg führt sie später nach Italien, wo sie dank eines Stipendiums in Bologna Medizin studiert. Doch während des Studiums entdeckte sie ihre Leidenschaft für den Journalismus. Sie beginnt als Chronistin für diverse Zeitungen zu schreiben und wechselt später in das außenpolitische Ressort, wo sie sich schnell als Expertin für den Mittleren Osten etabliert.
Die traditionsreiche Zeitung "Il Messagero" engagiert sie schließlich als Leitartiklerin, während Jebreal langsam, aber sicher landesweite Bekanntheit erlangt. Immer wieder macht sie auf soziale Missstände in Italien aufmerksam, besonders auf dem Gebiet der Immigration.
Einige der Interviews, die sie mit Immigranten geführt hat, verarbeitet sie zu einem Buch. Ihr eigenes Schicksal verarbeitet sie schließlich in "Miral: Schrei nach Frieden". Dass der Film nicht uneingeschränkt bejubelt würde, dürfte Schnabel bereits im Vorhinein klar gewesen sein. Auf die Frage eines Journalisten, wie er glaube, dass der Film ankommen werde, sagte er: "Ich erwarte mir, dass mir vorgehalten wird, zu einseitig zu sein. Doch es war nicht meine Aufgabe, die ganze Geschichte zu erzählen."
Seine Ahnung sollte sich rasch bewahrheiten. Der Film wurde großteils als anti-israelische Propaganda verrissen. Doch andere berührte das Schicksal der jungen Frau: So wird der Streifen am 1. Oktober auf dem Filmfest Hamburg mit dem Douglas Sirk Preis ausgezeichnet werden.