)
Die Pensionskassen haben im vergangenen Jahr gute Erträge von durchschnittlich 7% erwirtschaften können. Trotzdem wird dieses Jahr jede dritte Betriebspension gekürzt. Für ein weiteres Drittel bleiben die Pensionen konstant, und die restlichen Pensionsbezieher brauchen sich über die Erträge auch nicht freuen, denn sie dürfen mit nur marginalen Erhöhungen zwischen 0,1 und 2% rechnen. Der Fachverband der Pensionskassen begründet dies mit den schlechten Veranlagungsjahren 2000 bis 2002, welche alle Reserven aufgebraucht haben.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 21 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Rund 13.000 Pensionisten haben Pech, ihnen wird die monatliche Rente auch dieses Jahr gekürzt. So hat die Siemens-Pensionskasse wegen der Verluste der vergangenen Jahre den prognostizierten überzogen hohen Zinssatz - Rechnungszinssatz - auf ein realistischeres Niveau heruntergeschraubt, was eine Leistungskürzung nach sich zieht. (Für neue Verträge hat die AK schon lange einen Rechnungszins von maximal 4% gefordert.) Außerdem sehen sich viele Kassen gezwungen, die leeren Reservetöpfe wieder aufzufüllen. Im Vorjahr musste die Hälfte der 41.000 Betriebsrentner eine beachtliche Kürzung von rund 8% hinnehmen. Das sind 40 Euro bei einem Durchschnittsbezug von 490 Euro. 2002 hatte es für jeden achten 4% weniger gegeben. Doch die Aussichten werden schöner, meint der neue Verbandsobmann Christian Böhm, der auch Vorstand der APK-Pensionskasse ist. Nach den schlechten Jahren lasse die Wirtschaftslage wieder eine positivere Entwicklung erwarten.
"Haben breit gestreut"
Dass die Pensionskassen durch risikoreiche Veranlagungsstrategien auf den internationalen Kapitalmärkten das Finanzdebakel selbst verschuldet hätten, wie ihnen von AK und Finanzberatern vorgeworfen wurde, weisen die Vertreter der Kassen kategorisch zurück. "Wir haben breit gestreut, sehr ausgewogen veranlagt und mit internationalen Finanzmanager zusammengearbeitet," betont Johannes Ziegelbecker, Vorstand der ÖPAG, gegenüber der "Wiener Zeitung". Dass der Rechnungszins zu hoch angesetzt war, sei unbestritten, doch dieser wurde von den Unternehmen verlangt.
Erfreut zeigt sich der Fachverband über die steigende Nachfrage. Mittlerweile sind 383.000 Österreicher zusatzversichert, 2002 waren es 344.000. Für diese werden 9 Mrd. Euro auf dem Kapitalmarkt veranlagt.
Keine Freude haben die Arbeitnehmervertreter mit einer neuen Methode der Eigenkapitalbeschaffung der Pensionskassen. Die AK-Experten sind entrüstet, dass dieses von den Versicherten bezahlt werden soll. Denn vielen Unternehmen sind bereits Briefe ins Haus geflattert, in denen angekündigt wird, dass die Verwaltungskosten jährlich um 0,3% vom Kapital zu erhöhen sind und das für die nächsten 10 Jahre. Zusätzlich müsse noch die darauf entfallende Körperschaftssteuer in Rechnung gestellt werden. AK-Direktor Werner Muhm spricht von einem "Skandal und einer neuerlichen Geldbeschaffungsaktion auf dem Rücken der Kunden". AK-Experte Otto Farny erklärt, dass die Eigenkapitalaufstockung die Versicherten pro Jahr rund 30 Mill. Euro kosten wird. Zusätzlich werde die Körperschaftssteuer von 12,5 Mill. Euro kassiert. "Bei einer vollen Überwälzung auf die Kunden wird der Gewinnanteil reduziert." Farny geht davon aus, dass damit die Renten auf längere Sicht um 3 bis 4% sinken werden. Schuld an der Misere seien die Pensionskassen-Mütter, zumeist die großen Banken und Versicherungen, die ihre Töchter schon bei der Gründung mit viel zu wenig Eigenkapital ausgestattet hätten. Anstatt dieses jetzt aufzustocken, wird der Versuch unternommen, die Kunden zur Kasse zu bitten. Die AK rät den Unternehmen, diese einseitige Vertragsänderung nicht zu akzeptieren, da es dafür keine gesetzliche Basis gebe. Auch das Beratungsunternehmen Mercer empfiehlt, die Forderungen abzuweisen. Denn der erneute Aderlass trifft Arbeitgeber wie Arbeitnehmer.