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Jedem sein Dr. Tom

Von Andreas Rauschal

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Gerne wird behauptet, US-Serien würden dem Hollywood-Kino mittlerweile den Rang ablaufen. Mit US-Serien ist freilich nicht gemeint, womit der ORF den Hauptabend verstopft: CSI und ähnliche Produkte, die für uns auf den Ausschaltknopf drücken. Während David Lynch mit "Twin Peaks" die Grenzen des Genres erweiterte, entwickelte sich das Kabelnetzwerk HBO in den 90er Jahren zur treibenden Kraft. Serien wie "The Sopranos" oder das hierzulande grob verspätet ausgestrahlte "Six Feet Under" wurden früh mit der zweifelhaften, hier aber richtigen Bezeichnung "Kult!" belegt.


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Zuletzt gefiel "In Treatment" auf 3sat. Und während etwa "Lost" erhebliche Nerdkosmen öffnete, sind es oft die leisen Zwischentöne, die überzeugen. So auch bei "Being Erica", einer kanadischen Serie, von der auch imdb.com angetan ist: 8,5 von 10 Punkten!

Dabei muss man auch hier skeptisch machende Allgemeinplätze hinter sich lassen: Wir sehen junge, attraktive Menschen, die in ihren freundlich eingerichteten Wohnungen am MacBook arbeiten und sich den täglichen Latte Macchiato nicht verbieten lassen. Erica, die beruflich zunächst orientierungslose, später den Turbulenzen des Verlagswesens ausgelieferte Protagonistin, mag sich vergleichsweise durch Privilegiertenprobleme leiden. Aber: Sie leidet und findet in Dr. Tom, der bei Feuer am Dach verlässlich zur Stelle ist, geeignete Hilfe. Erica, therapeutisch in ihre Vergangenheit zeitversetzt, lernt dort eines: Es ist alles sehr kompliziert.

Das fällt nicht selten gefühlsduselig aus, ist aber klug gemacht und sehr sympathisch. Die Dreharbeiten zur dritten Staffel laufen vielleicht erfährt auch der ORF noch davon.