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"Jeder 20. Beschäftigte ist ein IT-Fuzzy"

Von WZ Online / Franz Zauner

Wirtschaft

Wenn die Nächtigungszahlen einmal schlechter ausfallen, wird dem Tourismus sogleich Aufmerksamkeit zuteil. Von solcher Sensibilität kann die IKT-Branche nur träumen. Dabei zählt sie 15.000 Betriebe mit etwa 170.000 Beschäftigten, gilt als Wachstums- und Jobmotor. Damit es so bleibt, sollte man rechtzeitig vorsorgen und die Rahmenbedingungen verbessern, forderten am Mittwoch unisono elf Geschäftsführer führender IT-Unternehmen.


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HP, Cisco, Siemens IT, Fujitsu, Microsoft, SAP, T-Systems, Raiffeisen Informatik, Samsung, IBM, Oracle - die meisten der auf dem Podium vertretenen Firmen stehen durchaus im Verdacht, mit ihren Erfolgen Österreichs Außenhandelsbilanz zu schwächen. Petra Jenner, Geschäftsführerin von Microsoft Österreich, lässt das so nicht gelten: Jeder investierte Euro würde weitere sieben Euro an genuin österreichischer Wertschöpfung generieren. Viele im Ausland entwickelte Software-Produkte würden durch "lokale Dienstleister veredelt".

Nicht nur deshalb sollte nach dem Willen der Manager verstärkt in Aus- und Weiterbildung investiert werden. Trotz Krise und punktuellem Stellenabbau - 600 Software-Entwickler müssen wegen der Auflösung der Handy-Sparte bei Siemens IT Solutions bis Jahresende gehen - fehlt es an hochqualifizierten Spezialisten. Insgesamt können derzeit 3000 Stellen nicht nachbesetzt werden. Jede offene Stelle bringt die Wirtschaft aber jährlich um 109.000 Euro an Wertschöpfung, meint Wilfried Pruschak von Raiffeisen Informatik. Geschäfte, die nicht hier gemacht werden können, wanderten ins Ausland ab. Der Anteil der IT-Aufwendungen am BIP beträgt bis zu acht Prozent.

Laut einer Statistik der Wirtschaftskammer ist die Zahl der im IT-Bereich beschäftigten Personen im letzten Jahrzehnt um 14,4 Prozent gewachsen: "Jeder 20. Arbeitnehmer ist schon jetzt ein IT-Fuzzy", so Pruschak. Trotzdem interessierten sich nur 13 Prozent aller Studienanfänger in Österreich für technische Berufe, und von denen nur 20 Prozent für den Bereich Informatik, erklärte T-Systems-Chef Georg Obermeier. Fujitsu-Boss Wolfgang Horak, der von Österreich auch für die Region Südosteuropa zuständig ist, lobte die Bildungsanstrengungen unserer Nachbarländer, Österreich müsse "viel mehr tun".

Die Forderungsliste der Firmenchefs ist lang, "Investitions-Freibeträge für Technologie-Innovationen" (Martin Winkler von Oracle) finden sich darauf ebenso wie eine Senkung der "für Europa recht hohen Urheberrechstabgabe" (Christian-Thomas Retinger von Samsung). Einmal mehr forderten die Branchenbosse einen "IKT-Masterplan" ein.

Die Firmenchefs wollen ihre Initiative weiter ausbauen. An die Gründung einer österreichischen "Bitkom" sei allerdings vorläufig nicht gedacht, erklärte HP-Chef Rudolf Kemler der "Wiener Zeitung". Der deutsche Dachverband vertritt branchenübergreifend IT- und Telekommunikations- Agenden und betreibt Aufklärungs- und Lobbyarbeit.