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"Jeder Breitmaulfrosch wird geprüft"

Von Konstanze Walther

Wirtschaft

Interview mit dem Chef der E-Control. |
§§Wiener Zeitung: Begrüßen Sie den Masterplan von Wirtschaftsminister Bartenstein, der Wasserkraft in den Vordergrund rückt und die Behörden zu einer wohlwollenden Prüfung mahnt? *


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Walter Boltz: Grundsätzlich finde ich das positiv: Wasserkraft ist die günstigste Form der erneuerbaren Energien, die aber im Vergleich zur Biomasse kaum eine Lobby hat. Bei Biomasse stehen eben die ganzen finanziell begünstigten politischen Landwirtschaftsverbände dahinter.

Es wird oft kritisiert, dass Biomasse nicht so umweltverträglich ist, wie sie scheint und die Feinstaub-Belastung nicht untersucht wird.

Richtig, da macht sich kein Land Gedanken darüber, während bei der Wasserkraft der letzte Breitmaulfrosch geprüft wird, ob der nicht vergrämt werden könnte. Bei Biomasse ist das alles deutlich weniger streng. Und das Biomasse-System begünstigt ja noch die so genannten Kleinstanlagen. Wegen ihres geringen Volumens gibt es da weder ein UVP-Verfahren (Umweltverträglichkeitsprüfung, Anm.), noch müssen Filter eingebaut werden. Bei diesen Anlagen kann man praktisch in die Luft jagen, was man will.

Weshalb wird das erlaubt?

Es war eine politische Entscheidung, um die Landwirtschaft und Natur auch in den hintersten Tälern zu bewahren. An die Umwelt selbst wird da erst in zweiter oder dritter Linie gedacht - während bei Wasserkraft alles erschwert wird. Dabei ist Wasserkraft sicher die umweltfreundlichste Variante, und es gibt in Österreich noch viel Potenzial für einen Ausbau.

Ist der geplante Wasserkraft-Ausbau realistisch?

Das wird sich weisen. Heute verhindern die Länder durch ihr strenges Verfahren alle Projekte und werden darin auch teilweise vom Umweltministerium unterstützt. Der nächste Schritt wäre sicher, die Länder moralisch in die Pflicht zu nehmen. Das momentane Verfahren wird erschwert durch eingeschleifte Kriterienkataloge, bei denen Projekte schon im Vorfeld hinausfallen, anstatt im Einzelfall geprüft zu werden. Das ist nicht notwendig.

Bei der Diskrepanz zwischen den Vorgaben für Wasserkraft und Biomasse könnte man argumentieren, dass es nicht die Wasserkraft ist, die zu streng, sondern die Biomasse, die zu wenig geprüft wird.

Das kann schon sein - ist aber eine theoretische Frage. Bei der Biomasse gibt es in Österreich kaum noch Potenzial, es werden wenig Anlagen dazukommen. Die jetzige Frage ist, ob wir eine Akzeptanz für Wasserkraft schaffen können - und was die Alternative ist. Thermische Kraftwerke?

Energieeffizienz wäre auch eine Maßnahme, die aber die schwächste Lobby von allen hat.

Ja, damit kann man kein Geld verdienen. Wir als E-Control versuchen ein bisschen, das Fehlen einer Lobby zu kompensieren und arbeiten gerade an einem Grünbuch Energieeffizienz. Aber es braucht einen politischen Willen, um unpopuläre Maßnahmen durchzusetzen.

"Bei Biomasse kann man in die Luft jagen, was man will."