Parkpickerl soll in Außenbezirken und um U-Bahnen massive Entlastung bringen.
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Wien. "Alle Wege führen zum Parkpickerl." Also sprach die grüne Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou am Donnerstag - mit einer Expertenstudie in der Hand und einem vollinhaltlich zustimmenden Koalitionspartner an ihrer Seite. Wie die "Wiener Zeitung" bereits vorab berichtete, geht Vassilakou davon aus, dass die neuen Pickerlzonen am 1.September 2012 in Kraft treten werden. Wo genau, ist allerdings noch offen, denn der Ball liegt nun bei den einzelnen Bezirken.
Im Detail offenbart die Studie interessante Ergebnisse:
Demnach ergaben Stellplatzerhebungen, dass bereits jetzt in sechs Bezirken außerhalb der bisherigen Pickerlzone eine Vollauslastung (ab 85 Prozent Verparkung) gegeben ist - nämlich in Meidling, Penzing, Rudolfsheim-Fünfhaus, Hernals und Währing. Bis auf Liesing liegen auch die restlichen Nicht-Pickerlbezirke schon bei über 70 Prozent. "Damit ist hier eine dramatische Überparkung gegeben", betont Vassilakou.
Rund ein Viertel der dort gezählten Fahrzeuge hatte kein Wiener Kennzeichen.
Würde in den Bezirken 10 bis 19 die Parkraumbewirtschaftung großflächig eingeführt, gäbe es für die Bezirksbewohner auf einen Schlag deutlich mehr freie Plätze - laut Studie würden rund 35 Prozent, also jeder dritte Stellplatz, frei. Noch günstiger fiele es für die Bezirke 21 bis 23 aus, wo "Insellösungen" rund um U-Bahn-Stationen geprüft worden sind: Dort würden sogar 41Prozent der Stellplätze frei.
Hauptzone vorgeschlagen
Die Autoren der Studie - unter anderem Boku-Verkehrsexperte Gerd Sammer - schlagen auch eine Hauptzonierung vor: Diese würde von Norden her mehrere Straßenzüge außerhalb der Vorortelinie S45 verlaufen bis hin zur Hütteldorfer und Linzer Straße. Südlich des Wienflusses umfasst die Zone das nördliche Hietzing, weite Teile Meidlings (vor allem entlang der U6) sowie Favoriten (mit der südlichen Grenze Raxstraße/Tangente). Betroffen wäre auch Simmering mit dem Umfeld der U3 (siehe rote Umrandung in Grafik).
Für SPÖ-Verkehrssprecher Karl Heinz Hora ist es plausibel, dass etwa die Zonengrenze in Respektabstand außerhalb der Vorortelinie liegen müsse, damit sich nicht Pickerlflüchtlinge erst recht in der Nähe zur S-Bahn Parkplätze suchen können.
Apropos Verlagerungseffekte: Unter anderem wurde untersucht, welche Auswirkungen es für Döbling hätte, wenn dieser Bezirk das Pickerl nicht einführt, die Nachbarbezirke aber schon: Dann würde in manchen Gebieten die Auslastung auf 100Prozent ansteigen. "Der Bezirk muss dann die Verantwortung dafür übernehmen, was auf ihn zukommt", sagt Hora. Vassilakou erwartet sich - zusammen mit der paktierten Tarifreform der Wiener Linien - von den neuen Pickerlzonen mehr Lebensqualität und mehr Verkehrssicherheit. Ganz auf Garagen soll selbst in neuen Pickerlbezirken aber nicht verzichtet werden - allerdings werden neue Projekte genau evaluiert (etwa auch die Hernalser Geblergasse).
Vorgesehen ist nun, dass sich die Bezirke und das Rathaus bis zum Frühjahr auf gemeinsame Zonen einigen. In jenen mit rot-grüner Mehrheit soll es eine Info-Offensive statt einer Bürgerbefragung geben; das ÖVP-regierte Döbling will jedenfalls ein Referendum; Hietzing und Simmering haben bisher kein Interesse am Pickerl angemeldet. Kritik an den Plänen setzte es von FPÖ, ÖVP und Wirtschaftskammer.
Studie auf www.wien.at