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Jeder Dritte verdient unter 625 Euro

Von Alexandra Grass

Politik

Hatte Wirtschaftsminister Martin Bartenstein erst kürzlich den Anteil der Unzufriedenen bei den atypisch Beschäftigten mit 5 Prozent beziffert, so liegen nun die gesamten Studiendaten vor. Demnach sind etwa 17 Prozent der Betroffenen weniger bis gar nicht zufrieden. Insgesamt 37 Prozent der atypisch Beschäftigten verdienen unter 625 Euro.


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Dies sei ein "nicht unbeträchtlicher Teil, die einiges auszusetzen haben", stellte Andreas Riesenfelder von der "L&R Sozialforschung", die im Auftrag des Wirtschaftsministeriums erhoben hat, erst kürzlich gegenüber der "Wiener Zeitung" fest. Die atypische Beschäftigung werde als Arbeitsform allerdings noch zu kurz praktiziert, um wirklich gesichertes Datenmaterial zu haben, betonte Doris Lutz von der AK-Frauenabteilung am Donnerstag. Daher wird in der Studie auf drei Punkte verwiesen. Es gebe kaum neue Untersuchungen und vorhandene Daten lassen oft Zweifel aufkommen an ihrer Güte. Überdies sind die Auswirkungen auf Grund von Neuerungen im Sozialversicherungsbereich nicht umfassend analysiert.

Eines ist jedoch klar: Die sogenannten atypisch Beschäftigten verdienen "beschämend wenig", so Riesenfelder. So zeigt die Studie etwa, dass 37,1 Prozent insgesamt unter 625 Euro (8,600 Schilling) verdienen, 45,5 Prozent zwischen 625 und 1.090 Euro. 1.000 Euro ist die von der Politik genannte Summe einer Mindestsicherung. Bis 1.817 Euro Einkommen haben 12,7 Prozent, in der nächsten Kategorie - bis 2.544 Euro - 3,6 Prozent. Mehr als 2.544 Euro haben 1,2 Prozent. Die beiden letzten Kategorien seien deutliche "Zuverdiener".

Um den wirklich Betroffenen aber helfen zu können, und nicht jenen, die "nur" einen Zuverdienst suchen, sei es notwendig, ab sofort bei jeder dieser Untersuchungen zwei Kategorien einzuführen: Jene Menschen, die davon leben müssen, weil sie keine andere Arbeit finden und die anderen, die ihr Einkommen aufbessern wollen. Vor allem die atypisch Beschäftigten mit kleinen Einkommen, die davon leben sollten, können dies kaum, merkte Riesenfelder an. Geschlechtsspezifische Unterschiede fallen zu Lasten der Frauen aus. Das Argument der Zufriedenheit könne man für diese Gruppe so nicht stehen lassen, wie von Bartenstein vorgebracht.

Insgesamt würden aber die positiven Effekte überwiegen, stärkt Riesenfelder dem Wirtschaftsminister den Rücken. Klar würde man diese erkennen bei Einsteigern, so genannten Aussteigern, "also am Anfang bzw. am Ende einer Berufslaufbahn und bei Nebenverdiensten. Da wird der Anspruch auf Flexibilität voll erfüllt, beide Seiten sind zufrieden". Seine dringende Forderung: Die Politik müsse dafür sorgen, dass atypisch Beschäftigte, die von dieser Arbeitsform leben müssen, sozialrechtlich versorgt werden.