Forschungsrat: Auch langfristige Budget-Zusagen sollten für alle gelten.
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Wien. Österreich hat hohe Forschungsziele bei beschränkten Budgets. Die Absicht der Bundesregierung und des Landes Niederösterreich, das postgraduale, naturwissenschaftlich forschende Institute of Science and Technology Austria (Ista) in Maria Gugging von 2017 bis 2026 mit 1,4 Milliarden Euro abzusichern, lässt daher die Wogen hochgehen. Einen derart langen Planungshorizont hat keine andere Forschungseinrichtung für Unis sind dreijährige Finanzierungszusagen üblich.
"Die Zusage bestätigt die Einsicht, dass die Forschung einen langfristigen Finanzierungspfad benötigt. Jedoch sollte das auch für die Akademie der Wissenschaften (ÖAW), die Christian Doppler-Gesellschaft und die Unis gelten", sagt der Vorsitzende des Forschungsrats, Hannes Androsch. Er verweist auf das in der Forschungsstrategie der Bundesregierung verankerte Forschungsfinanzierungsgesetz, wonach die öffentlichen Mittel jährlich garantiert erhöht werden müssten. "Die Finanzministerin hat bewiesen, dass es möglich ist. Wenn sie in anderen Bereichen nicht verwirklicht, was schon angekündigt wurde, gelten für das Ista andere Leitlinien als für den Rest der Forschung."
Sicherheit für neues Institut
Das Wissenschaftsministerium, in dessen Kompetenz das in der Grundlagenforschung tätige Ista fällt, betont, dass das Institut gerade deswegen Planungssicherheit benötige, weil es erst 2009 eröffnet wurde. "Wir müssen zeigen, dass wir dazu stehen. Bei der ÖAW hingegen handelt es sich um eine seit 160 Jahren bestehende Institution, deren Existenz niemand in Zweifel zieht", sagt Sprecherin Elisabeth Grabenweger.
Existenzgarantie bringt allerdings nicht immer die Möglichkeit zur Entfaltung. Harte Fakten lieferte das ÖAW-Institut für Quantenoptik in Innsbruck: Dort würden "massive Probleme die Weiterentwicklung blockieren", da die Laborinfrastruktur zu wünschen übrig ließe und Räume für Nachwuchsforscher fehlen würden.
Eine andere Kritik richtet sich an das Ista selbst. Denn die öffentlichen Mittel für das als "Eliteuni" bekannt gewordene Institut sind an Qualitätskriterien geknüpft, deren Einhaltung durch Evaluierungen überprüft werden muss. Nun aber findet Norbert Roszenich, ehemaliger Leiter der Forschungsabteilung im Wissenschaftsministerium, dass die erste Ista-Evaluierung 2011 nicht ordnungsgemäß durchgeführt wurde. "Die Beauftragung einer Evaluierung gemäß dem Bundesgesetz über das Institute of Science an Technology Austria zählt ausschließlich zu den Rechten und Pflichten des Bundesministers für Wissenschaft", so Roszenich in einem eigenen Gutachten: "Wie dem Vorwort des Berichts zu entnehmen ist, wurden Gutachter aber auf Vorschlag des wissenschaftlichen Rats des Ista ernannt." Die Evaluierung sei daher als "Privatgutachten" einzustufen und rechtfertige keine derartig langfristigen Bundesmittel.
Das Wissenschaftsministerium entgegnet, dass es zwar die Evaluierung dem Ista gesetzlich auferlege, jedoch nicht die Auswahl der Evaluatoren. Und Kurt Mehlhorn, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Rats des Instituts, betont: "Der Wissenschaftliche Rat ist laut Bundesgesetz für die Qualitätssicherung der Forschung am Institut zuständig. Die Erfahrungen der Mitglieder mit Evaluierungen wurden bei der Gestaltung des Prozesses berücksichtigt, die Auswahl der Gutachter entspricht internationalen Standards von Spitzenforschungseinrichtungen."
Die Debatte berührt den Kern des Umgangs mit prospektiven Qualitätskriterien in Österreich. In der Forschung werden Einrichtungen aufgrund ihrer Diversität in wissenschaftlichen Disziplinen oder in der Ausrichtung - nicht nach einheitlichen Standards evaluiert. Wodurch sich jeder bis zu einem gewissen Grad selbst evaluieren kann. So wählt der Ista-Beirat aus einem schmalen Segment von Top-Experten seine Gutachter. Und dem Austrian Institute of Science an Technology (AIT), Österreichs größtes Zentrum für außeruniversitäre Forschung, schlägt zwar ein strategischer Beirat die Evaluatoren vor. Niemand kann jedoch überprüfen, ob der Beirat bei der Auswahl nicht auf diesbezügliche Ideen des AIT zurückgreift.