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Die Betätigungsfelder für Künstler werden immer vielschichtiger. Einerseits, weil sie seit dem Schlachtruf "Jeder ist ein Künstler" in ihrem Kerngeschäft durch kreative Laien bedrängt werden. Und darob unter Rechtfertigungszwang stehen und/oder sich neue Felder erschließen müssen. Wer oder was heute als Kunst gelten darf und ob Kunst einen Zweck haben kann, ohne ins Fahrwasser des Designs zu kommen, das sind Inhalte langwieriger leidenschaftlich wie verbittert geführter Debatten. Ist das Kunst oder darf das weg? Die Frage stellt sich seit Beuys’ musealer Erschließung des Fettfleckes immer öfter.
Klar ist: Die Kommerzialisierung von Kunst steht in ständigem Widerstreit mit der Kunst selbst und deren Pochen darauf, letztlich nicht käuflich zu sein - oder zumindest es nicht allzu offensichtlich sein zu wollen.
Auf der anderen Seite verkommt Kunst zum Marketing-Aufputz oder -Zugpferd und führt zu Werken, durch die deren Auftraggeber nach nichts gieren als nach medialer Aufmerksamkeit mit branchenfremden Mitteln.
Die Schweizer Region Graubünden etwa hat einen Künstler damit beauftragt, 15 Markierungen von Wanderwegen neu zu gestalten. "Jede ein Meisterwerk", protzt der Tourismusverband - sie sind übrigens alle in Weiß-Rot-Weiß gehalten und sehen aus wie, naja, wie Wanderwegmarkierungen, nur eben handsigniert. Man wolle die Schönheit der Natur unterstreichen. "So wird jeder Fleck zum Meisterwerk", wirbt das Projekt für sich selbst. Da hat Mutter Natur Glück gehabt. Die Vollkommenheit der Schöpfung wäre der Menschheit um ein Haar verborgen geblieben.