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Andere Länder, andere Sitten. Weil er nach einem verlorenen Spiel einen Polizisten angepöbelt und beleidigt hatte, muss sich der Torhüter des malaysischen Fußballmeisters Johor Darul Ta’zim, Mohd Anis Faron Ahmad Arsidi, vor Gericht in Penang verantworten. Trifft er dort auf einen strengen Richter, könnte der Kicker mit dem markanten Bart neben einer saftigen Geld- sogar noch eine Gefängnisstrafe ausfassen. Seinen Job ist der 33-Jährige jedenfalls schon los. "Wir haben keine Verwendung für einen Fußball-Spieler, der versagt hat, Disziplin als Profispieler zu zeigen", sagte Klubboss Tunku Ismail Sultan Ibrahim am Freitag gegenüber Medien über den Rausschmiss.
Aus der Entfernung und durch die europäische Brille besehen kommt einem das Urteil, das da über den Goalie heruntergesaust ist, dann doch etwas zu hart vor. Was auch immer Mohd Anis Faron zu dem Beamten gesagt hat, so schlimm kann es nicht gewesen sein, dass man ihn dafür gleich feuern und ins Gefängnis stecken muss. Schließlich sind Malaysiens Polizisten nicht die Reinkarnation von Buddha oder direkte Nachfahren Mohammeds - oder etwa doch?
Denn würde in Europa oder auch in Amerika jeder Athlet, der sich einmal danebenbenimmt, sofort entlassen und abgeurteilt, wäre es wohl um den Sport traurig bestellt. Dass Sportler bisweilen Fehler machen, lässt sich nicht vermeiden, aber man sollte ihnen auch die Chance geben sich zu entschuldigen und zu bessern, indem man ihnen Sperren und Therapien statt drakonische Strafen auferlegt. Das bringt, wie die Fälle Marco Reus (Fahren ohne Führerschein), Michael Phelps (Alkohol am Steuer) oder Tiger Woods (Tigergate) gezeigt haben, weit mehr, als brutale Aburteilungen à la Malaysia.