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Jeder Stein bleibt auf dem anderen

Von Bernhard Baumgartner

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Das letzte Mal, als der ORF in der ihm eigenen Bescheidenheit die "größe Programmrefom aller Zeiten" durchzog, erkannten die meisten Zuseher ihren eigenen Lieblingssender nachher nicht mehr - und zogen munter weiter. Manche nahmen auch wieder einmal ein gutes Buch zur Hand und die Gasthäuser freuten sich über den ungewohnten Zulauf. Das ist natürlich polemisch, aber von der letzten Reform ist kaum mehr etwas übrig - und die lange Liste der Flops wurde um einige besonders peinliche Episoden erweitert.

Daraus hat man nun gelernt. Nachdem angesagte Euphoriewellen selten stattfinden, spricht man nun von einer Reformkette, also ein Umbau in mehreren Stufen - und es stehen die Aktien gut, dass er diesmal nicht weniger, sondern mehr Zuseher bringt. Denn Direktorin Kathrin Zechner weiß, was sie tut - auf die richtige Mischung aus Boulevard, Ernsthaftigkeit und Humor kommt es an. Dass sie nun das üppig wuchernde ORF2-Stückwerk wieder zu Flächen zusammenlegen will, ist sicher keine schlechte Idee. Es wäre aber auch Zeit, das eine oder andere Stückchen Mut zu zeigen und etwas zu probieren, was sich nicht schon in der Vergangenheit oder auf anderen Sendern bewährt hat. Ernsthaft zu versuchen, den Show-Kracher "The Voice" mit dem Schweizer Fernsehen durchzuziehen, gleicht einer Bankrotterklärung. Niemand will eine verschweizerte Sat1-Vorlage sehen. Wenn schon nachmachen, dann bitte das Original und zwar alleine. Oder man verlässt sich auf eigene Kreativität.