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Jeder Vierte im Teilzeit-Job: Nimmt Prekariat weiter zu?

Von Konstanze Walther

Wirtschaft

Im Sommer waren schon knapp 97.000 Personen betroffen. | Besonders Frauen fallen in die schlecht entlohnte Arbeit. | Wien. Fast eine Million Österreicher (968.300 Personen) arbeitet laut Statistik Austria schon in einem Teilzeit-Job. Bei rund vier Millionen unselbständig Beschäftigten ist das immerhin schon ein Viertel der arbeitenden Bevölkerung - ein neuer Rekordwert. 2004 waren es noch 200.000 Personen weniger.


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Betroffen sind in erster Linie Frauen, die mit 782.000 Personen rund 80 Prozent der Teilzeitbeschäftigten stellen. Es sei selbstgewählt und natürlich, denn Frauen möchten sich ja um ihre Kinder kümmern, lautet das gängige Argument der Politik.

Nein, sagt der Statistiker Reinhard Eichwalder, Direktor des Bereichs "Demographie und Arbeitsmarkt". "Es ist längst kein Phänomen mehr, dass nur Mütter betrifft." Die Zahl der teilzeitbeschäftigten Mütter mit Kindern unter 15 Jahren ist in Relation nicht so stark angestiegen wie die Teilzeitbeschäftigung insgesamt. Bei Männern hat sich die Zahl der Beschäftigten in Teilzeit seit 2004 fast verdoppelt (auf 186.200 Personen).

Viele der Berufseinsteiger

"Es sind in der Zwischenzeit auch viele jüngere Erwachsene, die ins Berufsleben einsteigen", meint Eichwalder. Zum Vergleich: Seit 2004 bis zum zweiten Quartal 2008 sind 364.100 Personen neu ins Arbeitsleben eingestiegen. Die Zahl der Teilzeitkräfte erhöhte sich parallel um 232.300. Das bedeutet, dass fast 64 Prozent des Zuwachses an Beschäftigten auf Teilzeitkräfte entfallen ist.

"Teilzeitarbeit als Trend zieht sich inzwischen durch alle Bevölkerungsgruppen", diagnostiziert Eichwalder. Er erinnert auch daran, dass die Teilzeitarbeit in den Jahren der Hochkonjunktur (2006 und 2007) angestiegen ist - als es der Wirtschaft außerordentlich gut gegangen ist.

Diese Job-Form ist naturgemäß schlechter entlohnt als ein Vollzeit-Arbeitsplatz. Frauen, insbesondere wenn sie in einem Mehrpersonenhaushalt leben, agieren als Zuverdiener, heißt es in einem Bericht von Wifo-Expertin Gudrun Biffl. Dagegen droht vielen, die allein auf dieses Einkommen angewiesen sind, ein Abrutschen unter die Armutsgrenze.

"Die Armutsfalle für Frauen im Alter dürfe nicht zuschnappen", warnt dementsprechend Renate Csörgits, Frauen-Vorsitzende der Österreichischen Gewerkschaft (ÖGB) als Reaktion auf die Statistik-Daten. Sie fordert verschiedene Maßnahmen um den Umstieg auf Vollzeitarbeit zu ermöglichen - etwa Kinderbetreuung und positive Diskriminierung innerhalb der Betriebe.