Forscher begehen heute den "Tag des Schlafes". | Schon zehn Minuten Mittagsschläfchen helfen gegen Leistungstief. | Etwa 400.000 Personen leiden unter Atemstörung. | Wien. Einstein benötigte elf Stunden Schlaf täglich, Napoleon hingegen nur vier. Dass das Schlafbedürfnis des Einzelnen ausgesprochen individuell ist, musste auch Chinas Staatschef Mao lernen, als er versuchte, seine Landsleute per Gesetz von den Vorzügen des Mittagsschlafes zu überzeugen.
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Denn: Jeder Mensch schläft anders - und zumeist mehr schlecht als recht, wie eine Studie der Österreichischen Gesellschaft für Schlafmedizin und Schlafforschung belegt. Am meisten von Schlafstörungen betroffen sind in Österreich nach wie vor Personen ab 50 Jahren, die mit rund 42 Prozent die größte Gruppe unter den Patienten stellen. Bessere Ruhe in der Nacht finden immer noch die Jüngeren: So schläft demnach bei den 31- bis 50-Jährigen jeder fünfte (21 Prozent), bei den unter 30- Jährigen nur jeder zehnte Befragte (13 Prozent) schlecht.
Dabei müssen Schlafstörungen nicht immer etwas mit der Schlafdauer zu tun haben. "Die normale Schlafdauer beträgt im Erwachsenenalter 6 bis 8 Stunden. Entscheidend ist aber, ob der Schlaf erholsam und der Betroffene am nächsten Tag fit und physisch sowie psychisch leistungsfähig ist", sagt der Schlafforscher Josef Zeitlhofer von Neurologischen Universitätsklinik Wien.
Ob jemand in der Nacht Ruhe findet oder nicht, hängt auch mit Schulbildung und beruflicher Stellung zusammen. Demnach klagten Personen mit Grundschulbildung (24,9 Prozent) häufiger über mäßige bis schlechte Schlafqualität als Menschen mit mittlerer (18 Prozent) oder höherer Bildung (11,7 Prozent). "Was den Beruf betrifft, leiden Arbeiter und Landwirte sowie Nicht-Berufstätige, Schüler, Studenten, Hausfrauen und Pensionisten vermehrt an Schlafstörungen", doziert Zeitlhofer. Und fügt schmunzelnd hinzu: "Es ist also nicht unbedingt wahr, dass Studenten den ganzen Tag schlafen." Am Wochenende bleibt die Jugend aber gern länger liegen.
Überhaupt bevorzugen gut 54 Prozent der Österreicher einen längeren Schlaf am Wochenende, wobei Jüngere unter 30 Jahren und Singles dominieren. Ein Nickerchen am Nachmittag gönnt sich immerhin jeder vierte Befragte (23 Prozent), darunter mehrheitlich Pensionisten, Witwen und Witwer und Personen ab 50 Jahren.
Während sich vor allem ältere Menschen mithilfe eines Mittagsschläfchens fit halten, können Berufstätige Leistungstiefs untertags mit "Power-Napping", also kurzen Nickerchen, entgegentreten. "Bereits bei zehn Minuten ist die subjektive Befindlichkeit signifikant am besten", betont Doris Moser von der Wiener Neuro-Universitätsklinik. Länger als eine halbe Stunde sollte allerdings nicht geschlafen werden, da der Erholungseffekt durch Schlaftrunkenheit reduziert werde, sagt sie.
Operation gegen Schnarchen
Was sind die Ursachen für Schlafprobleme? Glaubt man der Studie, so sind es vorrangig persönliche sowie tagesaktuelle Probleme, die immerhin jedem zweiten Betroffenen in der Nacht den Schlaf rauben (45 Prozent). Häufig genannt werden als Gründe körperliche Schmerzen und Erkrankungen, einschneidende Lebensereignisse, Geräusche von außen oder die Versorgung von Kindern und Kranken. Immerhin acht Prozent der Befragten machen die Unruhe des Bettnachbars, etwa wegen Schnarchens, für die eigenen Schlafprobleme verantwortlich.
"Man muss zwischen harmlosem und krankhaftem Schnarchen, das bis zu einer Schlafapnoe führen kann, unterscheiden", betont der Grazer Lungenarzt Wolfgang Mallin im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". In Österreich würden bis zu 400.000 Personen unter dieser lebensgefährlichen Atemstörung, die ohne Behandlung zu starken Herzproblemen führt, leiden.
Linderung versprechen Beatmungstherapien sowie der Einsatz von Zahnschienen zur Unterkiefervorverlagerung. Als Alternative dazu gelten operative Eingriffe. Die Erfolgsrate liegt laut Mallin je nach Art des Eingriffs zwischen 31 und 55 Prozent.