Mathematik und Englisch Problemfächer Nummer eins. | Wien. Die Zeiten, in denen der Unterricht noch weitgehend frei von der Notwendigkeit war, immer mehr Lernstoff in kürzerer Zeit einer stetig wachsenden Zahl an Schülern zu vermitteln, ist längst vorbei.
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Leistungsabfall, schlechte Noten, desorientierte Schüler und verzweifelte Eltern suchen oft gemeinsam mit den Lehrern nach Auswegen, um ihre Kinder dennoch zu einem Schulabschluss zu motivieren. Professionelle Nachhilfe und die Vermittlung spezieller Lerntechniken führt dabei meistens zum Erfolg.
Die intensive Aufarbeitung und die verständliche Erklärung des Stoffes durch Lehrkräfte, die mit ihren Schülern in kleinen Gruppen arbeiten, ermöglicht den jungen Menschen Lerninhalte besser zu verstehen, da sich der Nachhilfelehrer, im Gegensatz zum Unterricht in der Schule, mit den Fragen und Problemen jedes seiner Schüler einzeln beschäftigen kann.
"Nachhilfe ist Unterricht der nach "hinten" wirkt, also dort Löcher stopft, wo schon welche entstanden sind," bringt Konrad Zimmermann, 1977 Gründer und Leiter des "Lernquadrat" einer bundesweiten Nachhilfeinstitution, das Thema auf den Punkt.
Dass Bedarf an gezielter Lernunterstützung besteht, untermauert eine aktuelle Statistik. Eine Befragung von 6000 Eltern in Österreich ergab, dass rund 50 Prozent der Schüler Nachhilfeunterricht nehmen, die Mehrheit, rund 60 Prozent, in der Oberstufe. "Die Unterstufenschüler konsumieren 40 Prozent der erteilten Nachhilfestunden. Durchschnittlich nehmen in Österreich 20 Prozent der Schüler aus AHS und BHS bezahlte Nachhilfe. Gott sei Dank wird diese Dienstleistung in den Volksschulen kaum benötigt," weiß Zimmermann.
Englisch und Mathematik sind dabei die am meisten betroffenen Gegenstände, denn sie decken jeweils circa 40 Prozent des gesamten Nachhilfeaufwandes ab. "Dass 80 Prozent nur zwei Fächer betreffen, verbinde ich schon mit einem Vorwurf an die Bildungsminister in den vergangenen Jahrzehnten," stellt Konrad Zimmermann kritisch fest. Der Nachhilfebedarf im Fach Latein ist rückläufig, hinzugekommen sind, Spanisch und Italienisch.
Laut "Lernquadrat" zahlen von den von Nachhilfe betroffenen Eltern pro Jahr 69 Prozent maximal 500 Euro für Nachhilfe, 22 Prozent bereits 500 bis 1500 Euro und die restlichen 8 Prozent über 1500 Euro.
Diagnose und Beratung
Auch aus Sicht von Mathilde Zeman, im Wiener Stadtschulrat Leiterin des schulpsychologischen Dienstes, ist Nachhilfe ein wichtiges Thema: "Bei Lernschwierigkeiten werden Eltern, aber auch Schulen in der Schulpsychologie vorstellig, wenn schulische Hilfen und Beratung durch die Lehrer nicht mehr greifen und daher professionelle Hilfe in Anspruch genommen werden muss."
Die Ursachen für ein Leistungsversagen sind vielfältig. "Es gibt Schüler, die in der Volksschule und den ersten beiden Klassen der AHS gut lernen und dann in der 3. oder 4. Klasse plötzlich den Anforderungen nicht mehr gewachsen sind," bestätigt Zeman.
Eine bislang nicht zum Vorschein gekommene Legasthenie kann ein Grund dafür sein, aber auch ein Schulwechsel, eine länger dauernde Erkrankung oder ein nicht vorhandenes Lernmanagement bedingen oft schlechte Zensuren über einen längeren Zeitraum hindurch. "Unsere Beratung ist immer diagnoseunterstützt, der Schüler kommt zu einer psychodiagnostischen Abklärung, bei der die Ursachen für die berichteten Schwierigkeiten festgestellt werden," erläutert Zeman die Vorgangsweise.
Anschließend erfolgt eine eingehende Beratung, in der Fördermöglichkeiten beziehungsweise Abhilfen besprochen werden. In vielen Fällen lösen ein richtiges Lernmanagement oder Therapie zur Beseitigung von Prüfungsängsten die Leistungsprobleme der jungen Menschen.