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Jetzt geht es um alles oder nichts

Von Walter Hämmerle

Politik

"Mit Themen kommt man jetzt nicht mehr durch, nun geht es nur noch um die Mobilisierung der eigenen Anhänger", erklärt OGM-Meinungsforscher Peter Hajek im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" die Situation vier Tage vor der Bundespräsidentschaftswahl. Die beiden Kandidaten sehen das offenbar genauso: Sowohl Benita Ferrero-Waldner als auch Heinz Fischer konzentrieren sich in der Endphase dieses Wahlkampfes auf den direkten Kontakt zum Wahlvolk.


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"Das Einzige, was sowohl Ferrero-Waldner als auch Fischer in dieser Phase jetzt noch zu tun bleibt, ist, zu ihren potenziellen Wählern zu gehen und ihnen zu sagen: 'Geht wählen, wählen, wählen!'", ist Hajek überzeugt. Beide Kandidaten müssten jetzt "alles in die Waagschale werfen, was sie zur Verfügung haben". Nun dürfe auf nichts mehr verzichtet werden, empfiehlt der OGM-Meinungsforscher beiden Lagern.

An diesen Rat scheinen sich auch Ferrero-Waldner und Fischer zu halten. Beide suchen in den noch verbleibenden Tagen bis zum Urnengang so oft wie nur möglich den direkten Zugang zu den Wählerinnen und Wähler. Lediglich Fischer setzte am Dienstag noch einmal auf eine offizielle Pressekonferenz über sein Amtsverständnis, bevor er sich dann ab heute per "Österreich-Express" noch einmal auf eine Tour quer durch alle neun Bundesländer macht. Er wolle kein "Zwischenrufer" sein, sehr wohl aber zu wichtigen, vor allem sozialen Themen Stellung nehmen, skizzierte der Kandidat der SPÖ seine Vorstellungen vom Amt. Bei Regierungsbildungen würde er das letzte und nicht das erste Wort haben wollen und auf das Einvernehmen mit dem Bundeskanzler setzen. Und er würde die Hofburg für Veranstaltungen öffnen, so wie er das im Parlament gemacht habe, sowie im Internet die "digitale Hofburg" präsentieren.

Ein Heimspiel im wahrsten Sinn des Wortes absolvierte gestern dagegen die ÖVP-Kandidatin. Ferrero-Waldner stattete ihrer Salzburger Heimatgemeinde Oberndorf einen Besuch ab. Bevor es für die rund 500 Besucher gratis Kalbsgulasch, Würstel und Getränke gab, legte sich die Außenministerin am Podium noch einmal kräftig ins Zeug. "Ich möchte eine überparteiliche, eine Volks- und Bürgerpräsidentin sein, ich werde bewusst auf Pomp verzichten", verkündete sie.

Zwei Themen, so sicher wie das Amen im Gebet

Zwei Themen, die diesen Wahlkampf täglich so sicher begleiteten wie das Amen im Gebet, durften natürlich auch gestern nicht fehlen: Der Vorwurf des mangelnden frauenpolitischen Engagements in Richtung ÖVP-Kandidatin seitens der Sozialdemokraten auf der einen Seite sowie die Umstände der EU-Sanktionen, wo die Volkspartei Fischer des mangelnden Patriotismus zeiht, andererseits. Gestern wurden in dieser Hinsicht auf SPÖ-Seite Vorarlbergs Landesparteichefin Elke Sader und für die Volkspartei Klubobmann Wilhelm Molterer aktiv.

Ferrero-Waldner habe sich in den vergangenen neun Jahren in keiner Weise zur Frauenpolitik der jeweiligen Regierungen geäußert, erklärte Sader. Und für Molterer ist jetzt, nachdem am Montag der frühere SP-Spitzenkandidat bei der EU-Wahl, Hans-Peter Martin, im EU-Parlament erklärt hatte, dass die SPÖ "damals ins Mauscheln voll involviert" gewesen sei, bewiesen, dass die SPÖ an dieser Aktion maßgeblich beteiligt gewesen sei.

Ferrero zu Kestil: Mein Vorbild ist er nicht

Verhaltene Kritik übte am Abend Ferrero-Waldner im ORF-Radio an Bundespräsident Klestil. Meinte sie zuerst auf die Frage, ob Klestil ein Vorbild für sie sei, Klestil sei der aktuelle Amtsträger, sie habe nicht vor, hier zu kommentieren, sagte sie dann auf Nachfrage doch: "Ein Vorbild ist er nicht. Ich habe zum Beispiel Nelson Mandela zum Vorbild."