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Ein altes afrikanisches Sprichwort sagt: "Wenn zwei Elefanten kämpfen, leidet das Gras am meisten darunter." Das trifft auf jeden Fall auf den jüngsten Staat der Welt zu, den Südsudan. Seit Dezember 2013 ist diese neue und überlastete Nation in einen politischen, militärischen und ethnischen Konflikt verwickelt. Das Leid der Bevölkerung ist groß, im Speziellen das der Kinder. Bis heute haben fast zwei Millionen Menschen ihre Heimat verlassen müssen, haben ihre Lebensgrundlage verloren oder können sich nicht mehr um ihre Felder kümmern. Weitere 1,5 Millionen sind in benachbarte Länder geflohen.
Seit 2013 riskieren Mitarbeiter von Hilfsorganisationen wie World Vision täglich ihr Leben, um auch jene Menschen zu unterstützen, die in besonders schwer erreichbaren Regionen des Landes Hilfe benötigen. Aber trotz der tapferen Bemühungen dieser Helfer, musste offiziell eine Hungersnot im Land ausgerufen werden – das erste Mal seit fast 20 Jahren. Das bedeutet, dass mindestens einer von fünf Haushalten so starke Mängel an Lebensmitteln und anderen lebensnotwendigen Gütern hat, dass Hunger, Tod und Elend in bestimmten Teilen des Landes unvermeidbar sind.
Derzeit wurde eine Hungersnot für die Region des ehemaligen Bundesstaats Unity ausgerufen. Sie ist aber ein Zeichen und eine Warnung, dass im ganzen Land nicht genug für diejenigen getan wird, die dringend Unterstützung brauchen. Als Ergebnis müssen 4,7 Millionen Menschen Hunger leiden, viele davon Kinder. Und die Situation verschlimmert sich von Tag zu Tag. Wenn es so weitergeht, wird die Zahl der Betroffenen bis Juli 2017 auf 5,5 Millionen Menschen steigen – das ist fast die Hälfte der Bevölkerung.
Eine Million Kinder unter fünf Jahren sind mangel- beziehungsweise unterernährt, 270.000 droht akut der Hungertod
Wie meist bei solchen Katastrophen trifft es die Kinder am schlimmsten. Mehr als eine Million Unter-Fünfjährige sind mangel- beziehungsweise unterernährt, 270.000 von ihnen in einem so kritischen Stadium, dass sie neun Mal so gefährdet sind zu sterben wie normalernährte.
Wir können nicht einfach nur zuschauen, wie sich die Situation verschlimmert, obwohl wir wissen dass wir etwas dagegen tun können! Klarerweise haben viele Faktoren zu dieser verheerenden Krise geführt: Kämpfe zwischen politischen und ethnischen Gruppen, die Menschen zur Flucht gezwungen haben; schlechte wirtschaftliche Verhältnisse; unregelmäßige Regenfälle und Klimaveränderungen; zudem zu wenig finanzielle Unterstützung und Commitment von Seiten der Internationalen Gemeinschaft, in die Zukunft des Landes zu investieren. Aber diejenigen, die die Macht und den Einfluss haben, etwas an dieser Situation zu ändern, dürfen nicht Politik und Eigeninteressen auf Kosten der Kinder in den Vordergrund stellen.
Hilfsorganisationen fordern gemeinsam mit der UNO im "2017 Humanitarian Response Plan for South Sudan" einen unbedingt notwendigen Mindestbedarf, um die Menschen in größter Not zu erreichen. Während wir als Humanitäre Gemeinschaft die notwendigen Schritte getan haben, fordern wir auch andere dazu auf, ihre Verantwortung zu übernehmen: Nämlich dass alle bewaffneten Gruppierungen ihre Waffen niederlegen, es zu einer friedlichen Lösung kommt und Hilfsorganisationen ohne Einschränkung Zugang zu jenen ermöglicht wird, die dringend Hilfe benötigen. Zudem müssen von Seiten der Internationalen Gemeinschaft die finanziellen Mittel für die Hilfseinsätze aufgebracht werden.
Wenn all diese Voraussetzungen erfüllt sind, können Leben gerettet und Entwicklungsfortschritte erreicht werden. Das ist schon oft bewiesen worden.