Die USA stecken tief in der Rezession. Und das zeitaufwendige politische Zusammenspiel zwischen Regierung, Repräsentantenhaus und Senat macht rasche Konjunkturmaßnahmen so gut wie unmöglich. Allem Anschein nach gibt es einen stillschweigenden Konsens, dass - zumindest bis zum Amtsantritt von Barack Obama als neuer US-Präsident - die Geldpolitik der Notenbank Fed den Mangel an großen wirtschaftspolitischen Würfen wettmachen soll. | Mit der Senkung ihres wichtigsten Leitzinses auf eine Spanne von 0 bis 0,25 Prozent hat nun die Fed ihrerseits ein entscheidendes Interventionsinstrument faktisch aus der Hand gegeben: Billiger als zum Nulltarif kann Geld nicht verliehen werden. Reicht der jetzige Schritt nicht aus, um Kreditmärkte und Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen, ist das zinspolitische Pulver verschossen.
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In diesem Fall bleibt der Fed wohl nichts anderes übrig, als die Gelddruckmaschine anzuwerfen und die frischen Dollarscheine über Wertpapierzukäufe direkt in die Märkte zu pumpen. Tatsächlich hat die US-Notenbank bereits dieses sogenannte "Quantitative Easing" - eine drastische Ausweitung der Geldmenge - in Angriff genommen.
So hat die Fed bereits Ende November angekündigt, den Hypothekenriesen Fannie Mae und Freddie Mac Wertpapiere im Ausmaß von 600 Milliarden Dollar abzukaufen. Weitere 200 Milliarden sollen in den Markt für Studenten-, Auto- und Kreditkartendarlehen fließen. Diese Programme sollen nun ausgeweitet werden. Darüber hinaus überlegt die Notenbank, in Zukunft auch langfristige US-Staatsanleihen zu kaufen.
Ironischerweise bekämpft die Fed die Krise also mit deren Ursache - einer freigiebigen Geldpolitik. Tatsächlich haben die niedrigen Zinsen nach dem Platzen der Internet-Blase den - letztlich unbalancierten - Boom auf dem US-Immobilienmarkt angeheizt. Im Unterschied zum Beginn des Jahrzehnts kommt das billige Geld der Zentralbank diesmal aber kaum zu den Konsumenten. Die Banken sind derart damit beschäftigt, ihre Bilanzen abzuspecken, dass die Kreditmärkte stillstehen.
Mit ihren Maßnahmen orientiert sich die Fed am Vorbild der japanischen Notenbank. Diese hat nach einer ähnlich gelagerten Krise in den 1990er Jahren ebenfalls solche Methoden eingesetzt. Ziel ist jedenfalls auch die Vermeidung einer Deflation. Sinkende Preise würden den Weg aus der Rezession erschweren - und zwar nicht nur wegen der direkten realwirtschaftlichen Auswirkungen.
Wie die "Financial Times" ausführt, würden die realen Zinsen, die sich aus der Differenz von Nominalzins und Inflationsrate errechnen, durch eine Deflation automatisch steigen. Kredite - auch bereits bestehende - verteuerten sich von ganz alleine. Eine neue Eskalationsstufe der Krise wäre erreicht.