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"Jetzt hilft nur noch ein Wunder"

Von Karl Leban

Wirtschaft

Hongkong-Investor Mass zieht Interesse überraschend zurück. | Auch Gruppe um Ex-Kovats-Partner Pecik abgesprungen. | Wien. Am Freitag zog sich die Schlinge mit jeder Stunde enger: Für die A-Tec-Krisentochter Austrian Energy & Environment (AE&E) ist das Szenario einer Insolvenz damit immer wahrscheinlicher geworden. Die Gespräche mit rettenden Investoren drohen nämlich zu floppen. Zumindest zwei Interessenten sind mittlerweile abgesprungen.


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Ohne baldige Zufuhr von frischem Geld - kurzfristig werden 15 Millionen Euro benötigt - müsste die AE&E Konkurs anmelden. Wie berichtet, haben die Gläubigerbanken dem in akute Schieflage geratenen Anlagenbauer den Geldhahn zugedreht. Nur ein Investor könnte das frühere Flaggschiff von Mirko Kovats insolventer Konzernholding A-Tec vor dem Schlimmsten bewahren.

Diese Hoffnung ist allerdings kurz vor dem Wochenende auf ein Minimum geschrumpft. "Jetzt hilft nur noch ein Wunder", hieß es aus dem Umfeld der A-Tec-Gläubiger.

Zuvor war bekannt geworden, dass die Gespräche mit Mass Financial in der Nacht auf Freitag gescheitert waren. Ein Keulenschlag: Denn diese Firma aus Hongkong war neben dem südkoreanischen Mischkonzern Doosan als aussichtsreichster Kandidat für einen Einstieg bei der AE&E gehandelt worden.

"Kalte Füße bekommen"

"Die Chinesen haben kalte Füße bekommen", so ein Insider gegenüber der "Wiener Zeitung". Den Rückzug habe Mass unter anderem mit der "fehlenden Zeit" begründet, die nötig wäre, um sich ein konkretes Bild über die AE&E zu machen.

Ursprünglich wäre Mass bereit gewesen, die A-Tec-Problemsparte samt Schulden für einen Euro sofort zu übernehmen und Liquidität einzubringen. Im Gegenzug wollten die Asiaten von den Banken einen Forderungsnachlass von 20 Prozent.

Bei einem Weiterverkauf der AE&E binnen sechs Monaten hätten sie jedoch 75 Prozent des Gewinns an die Gläubiger abführen müssen. Und diese Vertragsklausel wollte sich Mass offenbar nicht abringen lassen.

Ebenfalls gescheitert sind die Verhandlungen mit dem ehemaligen Kovats-Partner Ronny Pecik und der steirischen Christof Group. Aus ihrer Sicht hätte ein Einstieg wegen der hohen Verbindlichkeiten - angeblich 1,5 Milliarden Euro an Krediten und Haftungen - keinen Sinn gemacht, berichtet "Format".

Unklar blieb am Freitag, wie es bei den Gesprächen mit Doosan läuft. Die Südkoreaner, die seit Tagen die Bücher der AE&E unter die Lupe nehmen, sind wohl der letzte Strohhalm für eine Rettung. Zumal das kolportierte Interesse des russischen Oligarchen Oleg Deripaska und des Fonds Triton nur ein "Schnuppern" gewesen sein dürfte.

Sanieren oder Filetieren

Schlittert die AE&E so wie ihre Mutter in die Pleite, würde das den Schaden aus der A-Tec-Insolvenz erheblich vergrößern. Den A-Tec-Gläubigern legt Deloitte heute, Samstag, jedenfalls ein Auftragsgutachten zum Verkaufswert aller vier Töchter (AE&E, ATB, Montanwerke Brixlegg und Emco) vor. "Es soll aufzeigen, welche Werte wir in der Hand haben", so Gläubiger-Sprecher Hans-Georg Kantner. Und: Eine Sanierung der A-Tec-Gruppe würde nur dann in Angriff genommen, wenn für die Gläubiger dabei mehr Geld herausschaut als bei einer Zerschlagung.