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"Jetzt ist er weg, mein kleiner Schwarzer mit dem roten Halstuch"

Von Erika Bettstein

Politik

486 Wahlberechtigte waren im Schwechater Sprengel 2 gelistet. Als Nummer 195 gab Bundeskanzler Viktor Klima in Begleitung seiner Gattin Sonja am Sonntag Vormittag im Wahllokal im "Europa | Kindergarten" in der Ehrenbrunngasse seine Stimme ab. Die Wahlbeteiligung bei dieser Nationalratswahl sei "ziemlich hoch", erzählte Frau Herta von der Wahlkommission, bis 11 Uhr hätten schon 40% der | Schwechater hier gewählt.


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"Der regt sich auf, dass er nicht wählen darf", kommentierte Klima launig das Gebell seines Hundes Grolly, der vor dem Wahllokal warten musste. Er habe gut geschlafen, erzählte der Bundeskanzler,

der weitere Wahltag werde ihn nach dem Mittagessen in die Bezirksparteiorganisation Schwechat und gegen 16 Uhr in die Parteizentrale in Wiens Innenstadt führen.

Nikotinfrei mit Parteiunterstützung

Jedenfalls werde er den Tag "nichtrauchend" verbringen, betonte Klima, der nach seiner Lungenentzündung zu keiner Zigarette mehr greift. "Und wenn er zwischendurch zu uns sagt, ,Habt's eine

Zigarette für mich?`, dann stellen wir uns taub", berichtet ein SPÖ-Funktionär von der parteilichen Unterstützung des gesünderen Kanzler-Lebens.

"Wie St. Ilgen wählt, so wählt Österreich", erinnerte der Bundeskanzler im Wahllokal an die Worte des "großen Vorgängers" Bruno Kreisky, der die steirische Kleinstgemeinde als Wahl-Trendsetter

gesehen hatte.

In St. Ilgen konnte die SPÖ am Sonntag zulegen · für Klima kein Hinweis auf den Wahlausgang: "Das glaub' ich nicht ganz". Erwarten würde er sich, dass die WählerInnen "bei dieser

Richtungsentscheidung auf dem österreichischen Weg weitergehen wollen und die stabilen Kräfte in Österreich stärken". Wenn die SPÖ als stimmenstärkste Partei aus dieser Wahl gehe, werde er

"mit allen demokratischen Parteien außer der FPÖ" Gespräche über die Regierungsbildung führen. Im Blitzlichtgewitter der Fotografen ließ sich der SPÖ-Chef Zeit, sein Wahlkuvert einzuwerfen. Der

Journalistentross begleitete das Kanzler-Ehepaar auch nach der Stimmabgabe aus dem Wahllokal. Im Getümmel verlor der zweite Kanzler-Hund, der schwarze Scotch-Terrier Cherry, kurz die

Orientierung: "Jetzt ist er weg, mein kleiner Schwarzer mit dem roten Halstuch", gab sich Klima besorgt. Cherry tauchte zu guter Letzt aber doch schwanzwedelnd an der Seite seines Herrls wieder auf.