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Jetzt schon an Weihnachten denken

Von Petra Tempfer

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Styroporengel und Nikoläuse. Krippen und paillettenbesetzte Glitzerkarten. Im Juli. Mittendrin in der Blüte des Sommers, zwischen Urlaub am Sandstrand, heißlaufenden Klimaanlagen und kühlenden Cocktails. Vor allem aber kilometerweit vom ersten Adventsonntag und erst recht von Weihnachten entfernt. Den Werbesender QVC scheint das wenig zu kümmern. Er will dem Zuseher Bastelsets für Weihnachtsgeschenke verkaufen.

Entweder ist die Zeit hier stehen geblieben - oder der Sender ist seiner Zeit weit voraus. Sätze wie: "Für Weihnachten muss man sich eindecken. Je früher, desto besser", entlarven den Moderator schließlich als übereifrigen Streber. Womit er klar zum Außenseiter wird. Denn wer will schon im Sommerloch zwischen Ostern und Nikolaus an Weihnachten denken? Und bei Grillenzirpen und Vogelgezwitscher schneebedeckte Bergkirchen auf Glaskugeln pinseln?

Der Dauerbrenner auf QVC ist übrigens ein Teelicht, das sich nicht und nicht ausblasen lässt. Und auch noch frech die Farbe von Hellgrün über Dunkellila zu Eisblau wechselt, wenn man dem Erstickungstod nahe gegen die Flamme ankämpft. Nicht einmal basteln muss man dafür, das Licht kann man schon fertig kaufen. Irgendwie scheint es die zur Materie gewordene Philosophie des Senders zu verkörpern: Weihnachten lässt sich nicht auslöschen. Vielmehr sollte es schon im Sommer die Menschen ins Börsel greifen lassen. Dass man dadurch - wenn der Advent schließlich wirklich da ist - dem Geschenke-Kaufstress entgeht, bleibt jedoch ein frommer Wunsch. Denn ganz ehrlich: Wer weiß im Dezember noch, wo er die Basteleien vom Juli hingeräumt hat . . .