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Jetzt sind wir auch noch seltsam

Von Judith Belfkih

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Deutsche Sprache, schwere Sprache - diese Erkenntnis ist nicht neu. Und sie bewahrheitet sich täglich. Nicht nur für Sprachschüler und Zuwanderer. Auch als Muttersprache erschließt sich das Deutsche bei weitem nicht
jedem Anwender restlos.

Deutsche Sprache, seltsame Sprache - diese Einschätzung ist allerdings neu. Oder wurde bisher nur im privaten Kreis geäußert. Nun ist sie offiziell. Und das Ergebnis einer Studie, in der US-amerikanische Linguisten 239 Sprachen aus aller Welt unter die Lupe genommen haben. Deutsch rangiert dabei auf Platz 10 des Seltsamkeits-Rankings. Und befindet sch damit in Gesellschaft von Nenzisch (Platz 2), das etwa 22.000 Menschen in Russland sprechen. Oder Kutenai, einer fast ausgestorbenen Indianer-Sprache (Platz 6) mit aktuell rund 100 Anwendern. Platz 1 belegt übrigens Chalcatongo Mixtec aus Mexiko. Auch die Weltsprache Englisch rangiert recht weit vorne auf Platz 33. Die letzten Plätze sind nicht weniger erstaunlich. Das benachbarte Ungarisch ist eine der am wenigsten seltsamen Sprachen (Platz 236 von 239), letztplatziert ist Hindi.

Untersucht haben die Forscher diverse Parameter von Sprache. Wie wird Negation gebildet, wie ist der Satzbau, wie wird betont, wie werden Fragen gestellt. Je mehr Sprachen eine bestimmte Struktur aufweisen, desto weniger seltsam. Die seltsamste Sprache ist demnach also die, die sich am deutlichsten von allen andren unterscheidet.

Deutsch ist also keine Allerweltssprache. Wir sind eben anders als die anderen. Und da ist es auch schon nicht mehr weit zum österreichischen Mia-san-mia.