Aktie stürzt im Privatisierungschaos ab. | Scharfe Kritik von Air France und S7 an Verkaufsverfahren. | Ohne Deutsche Lufthansa platzt die Privatisierung. | Wien. Bereits am Dienstag ging es mit dem Börsenkurs steil bergab, am Mittwoch ist die AUA-Aktie dann regelrecht abgeschmiert - im Verlauf um bis zu 39 Prozent auf 2,50 Euro. Das allein spricht Bände über das jüngste Chaos rund um die Privatisierung der maroden Fluglinie. | AUA muss froh über Partner sein | Opposition will Verkauf stoppen | ÖIAG: Zustimmung von Fritz fraglich
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Der Markt nimmt jedenfalls ein Scheitern des dringend notwendigen Verkaufs schon jetzt vorweg. Bei der staatlichen Beteiligungsholding ÖIAG, die für die Republik 41,6 Prozent der AUA-Anteile hält, ist seit Dienstag Feuer am Dach. Wie die "Wiener Zeitung" berichtete, sind ihr gleich zwei der drei Bewerber buchstäblich in letzter Minute abhanden gekommen. Anders als die Deutsche Lufthansa haben Air France/KLM und die sibirische S7 kein bindendes Angebot deponiert.
Allein auf weiter Flur
Fazit: Die Lufthansa ist in einer komfortablen Situation. Das sagen auch Analysten. Die Deutschen wissen genau: Ohne sie platzt die Privatisierung.
Wie es jetzt beim Verkauf weitergehen soll, ist unklar. Das Verfahren selbst unterliegt der strengsten Geheimhaltung. Sowohl das Finanzministerium als auch die ÖIAG geben deshalb zur Angebotslage und zum weiteren Prozedere im Moment keine Stellungnahme ab. In einer knapp gehaltenen Aussendung der ÖIAG hieß es am Mittwoch nur: "Der im August eingeleitete Privatisierungsprozess ist nach wie vor im Gang, der Zeitplan ist weiterhin aufrecht." Und: "Der Aufsichtsrat der ÖIAG wird am Montag eine Entscheidung treffen und diese dann entsprechend kommunizieren."
Mangelnde Transparenz
Denkbar wäre, dass die ÖIAG nun versuchen wird, die beiden abgesprungenen Interessenten mit Zugeständnissen wieder in den Bieterprozess zurückzuholen. Sowohl Air France als auch S7 haben nach Informationen der "Wiener Zeitung" nicht nur die überzogenen Preisvorstellungen der ÖIAG und den engen Zeitplan des Verfahrens kritisiert, sondern auch die mangelnde Transparenz im Datenraum.
Ein weiterer Punkt betrifft die Schulden der AUA, die auch für die Lufthansa offenbar ein zentrales Thema sind. "In der Höhe wird sie keiner übernehmen", betont eine in die Vorgänge eingeweihte Person gegenüber der "Wiener Zeitung". "Wie soll das jemals verdient werden, wo doch gerade jetzt die ganze Luftfahrt-Branche runtergeht?"
Zumindest die S7 wäre an der AUA "noch grundsätzlich interessiert", wie gestern aus dem Umfeld der Russen zu hören war. Bei Air France dürfte das Interesse hingegen in Richtung Alitalia gekippt sein.
Gelingt es der ÖIAG nicht, beide Airlines als finale Bieter zu mobilisieren, müsste sie der Lufthansa mit einem exklusiven "Zuckerl" entgegenkommen. Klar, ein Bieterwettstreit ist dann vom Tisch. Das jedoch war auch schon bei der Übernahme von Swiss und SN Brussels durch die Lufthansa so. In der gesamten Branche ist es in den vergangenen Jahren nie zu einem Bieterkampf gekommen.
SPÖ-Chef Verkehrsminister Werner Faymann bestätigte am Mittwoch Befürchtungen, dass der Staat im Fall eines Scheiterns des Verkaufs mit viel Geld einspringen wird müssen. Experten sprechen hinter vorgehaltener Hand sogar von 300 bis 500 Millionen Euro. Sollte der Verkauf der AUA platzen, müsste die Republik einspringen, sagte Faymann nach dem Ministerrat. Das hieße eine mögliche Kapitalerhöhung durch den Staat.
Gibt es eine Alternative?
Bleibt die AUA weiter solo, müsste sie ein drastisches Sparpaket schnüren. Dann müsste die rot-weiß-rote Airline auf die Hälfte ihrer bisherigen Größe schrumpfen, hatte der Vorstand schon vor Monaten gewarnt. Dies würde bedeuten, die Flugzeugflotte auf rund 50 Maschinen zu halbieren, Dutzende Strecken zu streichen und massiv Personal abzubauen. Diese Sparmaßnahmen wären noch radikaler als 2006, als die AUA einen scharfen Schnitt bei ihrem Langstrecken-Netz machen und nahezu 1000 Planstellen einsparen musste.
Die Wirtschaftsflaute hat bei der AUA bereits voll zugeschlagen. Für 2008 wird nun ein noch höherer Verlust von 100 bis 125 Millionen Euro erwartet.