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Vassilakou: Stadt kann Wachstum bis zu zwei Millionen Menschen verkraften.
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Wien. Eine neue Widmungsoffensive der Stadt soll laut Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou (Grüne) etwa 10.000 Wohnungen für rund 20.000 Menschen in U-Bahn-Nähe ermöglichen. Die Einleitung der Widmungsverfahren wird dabei noch in diesem Jahr stattfinden. Vassilakou rechnet mit einem Abschluss bis 2015. Ausgewählt wurden mit Muthgasse, Nordbahnhof, Krieau, Umgebung Radstadion, Hausfeld und Seeparkquartier Aspern sechs Gebiete, die an den U-Bahn-Linien U2 oder U4 liegen. In den nächsten Tagen sollen die Projekte der Stadtentwicklungskommission vorgestellt werden.
Die Bauoffensive sei vor dem Hintergrund der wachsenden Stadt (2013 wuchs Wien um 24.400 Personen, Anm.) zu sehen, sagt die Vizebürgermeisterin. "Unsere Stadt soll leistbar bleiben. Dafür müssen wir ausreichend Wohnraum bieten." Weitere Ziele sind die Erhaltung des derzeitigen Grünflächenanteils der Stadt von 50 Prozent sowie die Erhöhung des Anteiles an umweltfreundlicher Mobilität auf 80 Prozent bis zum Jahr 2025. Bei den sechs Projekten wird zudem auf sogenannte gemischte Quartiere Wert gelegt, also Wohnraum kombiniert mit sozialer Infrastruktur, Büros, Bildungseinrichtungen, Geschäften und Grün- und Freiflächen.
Vor allem Grünflächen sind für Vassilakou ein Anliegen. Schließlich werde das Leben im Freien aufgrund der Klimaerwärmung einen immer größeren Stellenwert haben, sagt sie. Das Ziel sei daher, dass "jeder Wiener maximal fünf Minuten brauchen soll, bis er einen Grünkorridor erreichen kann, mit dem er in den nächsten Grünraum kommt".
Dem derzeitigen raschen Wachstum der Stadt sieht die Vizebürgermeisterin gelassen entgegen. Es gebe genügend weitere Entwicklungsmöglichkeiten, wie etwa Bahnhofs- und Kasernenareale, mit denen die Stadt ein Wachstum bis zu einer Größe von zwei Millionen Menschen bewältigen könne. Im Folgenden die aktuellen Entwicklungsgebiete:
1 Muthgasse
Das Gebiet entlang der Muthgasse im 19. Bezirk sei derzeit nicht sehr attraktiv, sagt Vassilakou. Die dominierenden Elemente seien Leerstand und Autoabstellplätze. Das soll sich nun ändern. Denn in den kommenden Jahren sollen bis zu 1000 neue Wohnungen entstehen - und aus dem derzeitigen Betriebsgebiet ein gemischtes Viertel machen. Entlang der Gleisanlagen ist ein Grünstreifen geplant und auf dem Platz der derzeitigen Park&Ride-Anlage könnte ein Hochhaus gebaut werden. Bestehende Straßen sollen erhalten bleiben und um eine Zufahrt von der Grinzinger Straße auf die B14 erweitert werden. Geplant ist auch ein weiterer Zugang zur U-Bahn.
2 Nordbahnhof
Auf dem Gebiet des Nordbahnhofs im 2. Bezirk - laut Vassilakou eines der wertvollsten Gebiete der Stadt - sollen vorerst 4000 Wohnungen für 8000 Menschen entstehen. Später einmal wird es hier etwa 10.000 Wohnungen und 20.000 Arbeitsplätze geben.
Das Leitbild wurde gemeinsam mit Bürgern der Umgebung gestaltet. Demzufolge wird es einen zentralen zehn Hektar (etwa 20 Fußballfelder, Anm.) großen Park geben, an dem mehrere Hochhäuser mit einer Höhe bis zu 80 Meter stehen werden. Auch zusätzliche Öffis sind denkbar.
3 Krieau
Für die Neugestaltung der Flächen rund um die Trabrennbahn Krieau gab es ein kooperatives Planungsverfahren. Die wesentlichen Ziele daraus sehen bis zu 800 Wohnungen für etwa 1800 Menschen vor. Aufgrund der Nähe zum Campus der Wirtschaftsuniversität soll das Wohnangebot vor allem Studierende ansprechen. 50 Prozent der Fläche sollen Wohnungen sein. Wie im benachbarten "Viertel 2" ist auch hier kein Autoverkehr im Inneren vorgesehen. Sammelgaragen wird es an den Rändern geben. Weiters soll es für Menschen aus der Umgebung durch neue Querungen künftig möglich sein, den Prater direkt anzusteuern.
Fortbestand der Trabrennbahn gesichert
Die Zukunft der Trabrennbahn ist laut Vassilakou gesichert. Die derzeit verkürzte Variante der Rennbahn werde aber bleiben - dies sei mittlerweile auch internationaler Standard, so die Vizebürgermeisterin. Statt des jetzigen Parkplatzes hinter der Tribüne wird es neue Stallungen für die Pferde geben.
4 Umgebung Radstadion
Nicht weit von der Trabrennbahn entfernt werden auch in der Umgebung der Rad- und Leichtathletik-Halle Ferry-Dusika-Hallenstadion neue Wohnungen errichtet werden. Spekulationen über ein Hochhaus erteilt Vassilakou aber eine Absage. Die Widmung soll stattdessen für vier bis sechs Gebäude mit einer Maximalhöhe von je 35 Metern erfolgen. Darin werden 450 Wohnungen für etwa 1000 Menschen Platz finden. Der Schwerpunkt wird auf Wohnungen mit sozialer Infrastruktur liegen. Geplant ist weiters eine zusätzliche Querung zur Donau mithilfe einer Brücke über den Handelskai. Die derzeitige "Sport- und Fun-Halle" wird hingegen wegkommen. Nach einem Ersatzstandort wird derzeit gesucht.
5 Hausfeld
Nach drei Projekten im 2. Bezirk geht es weiter entlang der U2 in den 22. Bezirk. Um das Gebiet rund um die Station Hausfeldstraße werden dort auf einer 26 Hektar großen Liegenschaft etwa 2900 Wohnungen für rund 6400 Menschen entstehen. Auch eine Schule soll gebaut werden. Laut Maria Vassilakou werden die Anrainer von Beginn an bei der Planung eingebunden werden.
6 Seeparkquartier Aspern
Direkt an der U2-Endstation Seestadt im Seeparkquartier Aspern soll ein Wissenschaftsquartier entstehen. Vorgesehen ist ein Mischverhältnis von 30 Prozent Wohnen (700 Wohnungen) und 70 Prozent Bildung und Forschung. Wert gelegt werden soll auf eine belebte Erdgeschoßzone in der soziale und kulturelle Nutzungen möglich sind. Auch dieses Gebiet soll weitgehend frei von motorisiertem Verkehr sein. Parkmöglichkeiten wird es in Sammelgarage am Rand der Siedlung geben. Besonders stolz ist die Vizebürgermeisterin auf das mit 100 Meter Höhe "höchste Holzhochhaus der Welt". Ein zweites Hochhaus - nicht aus Holz - soll etwa 70 Meter hoch werden.