Ergebnis langer Diskussionen über die geeignete Vertretung offener Forderungen gegenüber dem österreichischen Staat betreffend die Rückerstattung von sogenanntem "arisiertem" Vermögen ist die | Eröffnung einer Anlaufstelle der Jewish-Claims-Konferenz in Wien. Das wurde am Montag bekannt.
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Österreichs zögernde Haltung nach 1945 in Sachen Rückerstattung jüdischen Eigentums, das in der Nazizeit geraubt oder Flüchtlingen abgepreßt worden ist, hing auch mit dem Problem zusammen, daß ihm
keine einheitliche Vertretung der jüdischen Forderungen gegenüberstand. Die Opfer waren tot oder über Dutzende Länder verstreut. Es war leicht, die Zersplitterung auszunützen. Im Laufe der Jahre
erwiesen sich zweifellos Organisationen erfolgreicher als Einzelpersonen. Organisationen beanspruchten vor allem auch das sogenannte "nachrichtenlose" Vermögen der im Holocaust Umgekommenen, von
denen keine Nachkommen bekannt waren.
Um die Interessen der Überlebenden und ihrer Nachkommen nun im Zuge einer Wiederaufnahme der Verhandlungen über eine angemessene Rückerstattung wahrzunehmen, hat die Jewish-Claims-Konferenz Ende der
vergangenen Woche beschlossen, in Wien ein Büro als Anlaufstelle zu eröffnen. Dieses wird nicht nur für Österreich, sondern auch für die Länder Mittel- und Osteuropas zuständig sein.
Dieser Beschluß, das Büro zu eröffnen, wird vom Zentralrat der Juden aus Österreich in Israel, der rund 5.000 Personen vertritt, unterstützt und soll die Israelitische Kultusgemeinde in Wien nicht
als Gesprächspartner der österreichischen Regierung allein lassen. Die Jewish-Claims-Konferenz wurde zur Geltendmachung von Forderungen gegenüber den Nachfolgestaaten Hitler-Deutschlands nach 1945
gegründet.