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JFK -Ein Lichtstrahl der Freiheit

Von Lutz Lischka

Politik

"Die Freiheit ist unteilbar, und wenn auch nur einer versklavt ist, dann sind nicht alle frei . . . Alle freien Menschen, wo immer sie leben mögen, sind Bürger dieser Stadt West-Berlin, und deshalb bin ich als freier Mann stolz darauf, sagen zu können: Ich bin ein Berliner!" (John F. Kennedy)


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40 Jahre sind seit seinem Tod, dem erschütterndem Attentat am 22. November in Dallas, Texas, vergangen. 40 Jahre - und noch immer lebt der Mythos Kennedys, die Begeisterung, die JFK in den Menschen der freien Welt entfachte, und die Hoffnung, die er einer neuen Generation nach dem Zweiten Weltkrieg auf den Weg zur New Frontier, der neuen Grenze des Denkens, mitgab.

Knappe drei Jahre nur hat John Fitzgerald Kennedy, mit 43 Jahren jüngster Präsident der Vereinigten Staaten, regiert, und doch hat er in dieser kurzen Zeitspanne Amerika und die Welt in Bewegung gebracht. "Frage nicht, was dein Land für dich tun kann", rief er seinen Landsleuten in seiner Anrittsrede zu, "frage dich, was du für dein Land tun kannst!"

Was die Amerikaner für ihr Land tun konnten, dafür hatten sie unter Kennedy neue Möglichkeiten: Er schuf das Peace-Korps, in dem junge Amerikaner auf den Gebieten der Erziehung, Landwirtschaft und Gesundheit freiwillig helfen konnten und noch immer können. Der Kongress bewilligte ihm 20 Milliarden Dollar für das "Apollo Programm", das den ersten Menschen zum Mond bringen sollte.

Das größte innenpolitische Problem, das Kennedy zu lösen hatte, war die Diskriminierung der schwarzen Bevölkerung vor allem in den Südstaaten. Obwohl der Oberste Gerichtshof der USA 1954 festgesetzt hatte, dass Rassentrennung nicht länger zugelassen werden dürfe und weiße und schwarze Kinder gemeinsam in die Schule gehen müssten. Die Südstaaten pfiffen auf das Gesetz und hielten an der Rassentrennung in Schulen, Bussen, Restaurants, Kinos, Theater und anderen öffentlichen Plätzen fest. Nach anfänglichem Zögern, weil er dachte, dass hartes Durchgreifen die weiße Bevölkerung gegen die Schwarzen noch mehr aufbringen würde, nach einer Demonstration von hunderttausenden Menschen aller Hautfarben und politischen Parteien in Washington, legte er dem Kongress eine neue Gesetzesvorlage für Bürgerrechte vor. In einer im gesamten Land ausgestrahlten Fernsehrede forderte er die Amerikaner auf, den Rassismus zu beenden. "Hundert Jahre sind vergangen, seit Präsident Lincoln die Sklaven befreit hat", sagte er, "und doch sind ihre Erben, ihre Enkel und Urenkel noch immer nicht völlig frei."

Kennedy ist den Europäern jedoch am meisten auf Grund seiner Auseinandersetzung mit dem Kommunismus, dem Höhepunkt des Kalten Krieges, in Erinnerung:

April 1961: Über tausend von der CIA ausgebildete und unterstütze Exilkubaner fallen in Kuba ein und werden in der Schweinebucht gefangen genommen. Ein schwerer Rückschlag in den außenpolitischen Bemühungen Kennedys, der die Schuld auf sich nahm, obwohl er von der CIA über die Erfolgsaussichten in die Irre geführt worden war. Kennedy hatte den Invasoren Unterstützung aus der Luft verweigert und mag sich damit die Feindschaft von Teilen der CIA zugezogen haben.

Juni 1961: Im Treffen zwischen Kennedy und Chruschtschow in Wien fallen harte Worte. Chruschtschow droht mit einem Separatfrieden mit der DDR, was der UdSSR die Kontrolle über die Zufahrtswege nach Berlin verschafft hätte. Kennedy anwortet, laut offizieller Version: "Dann, Herr Vorsitzender, wird es ein kalter Winter." Nach den Aussagen von Journalisten, die bei dem Treffen anwesend waren, soll Kennedy jedoch gesagt haben: "Dann, Herr Vorsitzender, gibt es Krieg. Es wird ein kalter Winter."

Oktober 1962: Kennedy gibt den Befehl zur Seeblockade Kubas. Sowjetische Schiffe steuern mit Teilen von Atomraketen an Bord auf Kuba zu, um sie auf der von Fidel Castro regierten Insel - also in Reichweite der USA - auf- und fertigzustellen. Nach Tagen der Hochspannung und der Gefahr eines Atomkriegs drehen die sowjetischen Schiffe ab. Was vorerst wie ein Triumph des Westens über den Kommunismus aussieht, stellt sich später als kluger Kompromiss zwischen Kennedy und Nikita S. Chruschtschow, heraus: Die UdSSR zieht die sowjetischen Atomraketen von Kuba ab, Kennedy garantiert im Gegenzug keine weiteren Überfälle auf Kuba, keine weiteren Attentate auf Castro und den Abzug der amerikanischen Jupiter-Raketen, die die NATO in der Türkei stationiert und auf die UdSSR gerichtet hat.

26. Juni 1963: Kennedy bemühte sich, den Kalten Krieg einzudämmen. Bei einem Besuch des zweigeteilten Berlins hielt er auf dem Balkon des Schönberger Rathauses seine historische Rede: "Ich bin ein Berliner".

Die Wende im Kalten Krieg war die Kuba-Krise. Beide Seiten erkannten, dass die Welt am Abgrund eines Atomkriegs gestanden war und wollten die Gefahr der Atombombe eindämmen. Am 8. August 1963 wurde in Moskau der Vertrag zu einem atomaren Teststopp unterzeichnet, und Kennedy regte den Atomwaffensperrvertrag an, der 1968 beschlossen und 1970 ratifiziert wurde.

Bruno Kreisky fand später in seiner Rede zur Kennedy-Ausstellung in Wien die besten Worte über John F. Kennedy: "Er hat seine Aufgaben erfüllt mit einer Weisheit, die man nur von den Alten erwartete, mit einer Vorsicht, von der man glaubte, dass sie nur den Erfahreneren zur Verfügung steht, und mit der Entschlossenheit, die nur einem gestählten Charakter entspringen konnte."

Am 22. November 1963 um 12.30 Uhr fielen bei der Autoparade in Dallas die tödlichen Schüsse.