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Die Auftritte der demokratischen Ex-Präsidenten Jimmy Carter und Bill Clinton waren als Höhepunkte des ersten Tages der Demokratischen Convention am Montag im Bostoner Fleet Center vorgesehen, wo am Donnerstag John Kerry als Präsidentschaftskandidat und John Edwards als sein Vizepräsidentschaftskandidat nominiert werden.
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Clinton, der zum Abschluss des ersten Tages des Parteikongresses am späten Abend (4 Uhr früh MEZ) von seiner Frau Hillary präsentiert wurde, wies bereits im Vorfeld seines Auftritts Befürchtungen zurück, er könnte Kerry während des Parteitages in den Schatten stellen, und ließ verlauten: "Ich halte eine Ansprache und verschwinde dann aus der Stadt".
Vor Clinton und Carter standen Ex-Vizepräsident Al Gore, der die Wahl im Jahr 2000 zwar nach Stimmen gewonnen, wegen des Wahlmännersystems und der umstrittenen Auszählung in Florida aber knapp gegen George W. Bush verloren hatte, sowie Kerrys stärkster Herausforderer in den Vorwahlen, Howard Dean, und der Gouverneur von New Mexico, Bill Richardson, der Kerry die Stimmen der Latinos sichern soll, auf der Rednertribüne, sowie eine Phalanx demokratischer Senatorinnen, die darauf aufmerksam machte, wie wichtig es gerade für Frauen ist, dass Kerry die Wahlen am 2. November gewinnt. Senatorin Hillary Clinton betonte im Vorfeld des Parteitages gegenüber dem Wochenmagazin "Newsweek", dass sie nicht am 3. November aufwachen möchte und denken müsse, dass sie nicht alles mögliche für die Wahl Kerrys getan habe.
Am heutigen zweiten Tag der Demokratischen Convention werden nach den Mitbewerbern aus den Vorwahlen, Dick Gephardt, Carol Moseley Brown und Al Sharpton der Chef des Kennedy-Clans, Senator Ted Kennedy, Ron Reagan, der Sohn des Anfang Juni verstorbenen republikanischen Ex-Präsidenten und Kerrys Ehefrau Theresa Heinz zu den mehr als 4.300 Delegierten sprechen.
Rund um den Parteitag, der unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen stattfindet, finden etwa 1.000 Veranstaltungen statt. Die demokratischen Frauen laden zu einem Fest unter dem Motto "No carb and no rice" (ohne Cheney, Ashcroft, Rumsfeld Bush und ohne Condoleezza Rice).
Am Sonntagabend protestierten rund 3.000 Demonstranten gegen den Irak-Krieg. "Bringt die Truppen nach Hause", war auf zahlreichen Plakaten zu lesen. Einzelne Demonstranten warfen Kerry vor, dass auch er die US-Soldaten nicht aus dem Irak abziehen wolle. Mit ihrem Protest im größten Park der Stadt wollten sie nach eigenen Angaben den designierten demokratischen Präsidentschaftskandidaten zu einer klareren Haltung in der Irak-Politik anhalten. "Wir haben keine andere Wahl als Kerry, aber seine Irak-Politik liegt nicht sehr weit entfernt von der Bushs, und wir werden ihn so lange drängen, bis er sie ändert", sagte die Soldatenmutter Rita Clement. "Ich will Kerry darum bitten, das zu tun, was er 1971 getan hat", sagte Frank Lavine von der Vereinigung "Veteranen für den Frieden". Nach der Rückkehr aus Vietnam hatte sich Kerry gegen den Vietnam-Krieg gestellt.
In Boston ist den Demonstranten aus Sicherheitsgründen ein mit Stacheldraht eingezäuntes Gebiet für ihre Proteste zugewiesen worden. Erste Vergleiche mit einem Gefangenenlager machten bereits die Runde. Gleichzeitig protestierten rund 1.000 Abtreibungsgegner gegen Kerry, der ein Abtreibungsverbot ablehnt.