Das Ansehen der Leiharbeit hat sich in den letzten Jahren zwar verbessert, dennoch ist immer wieder von "der Ausbeutung schlecht abgesicherter Leiharbeitskräfte" die Rede. Zwei befragte Personalüberlassungs-Unternehmen setzen sich im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" dagegen vehement zur Wehr.
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Arbeitskräfteüberlassung ist die korrekte Bezeichnung für Leiharbeit (Zeitarbeit, Personalleasing). "Es handelt sich dabei um die Beschäftigung von Arbeitskräften, die zur Arbeitsleistung an Dritte überlassen werden", erklärt Wolfgang Springer in seinem Buch "Der geliehene Erfolg" (erschienen im Verlag des Österreichischen Gewerkschaftsbundes, 2002).
An der Praxis der Arbeitskräfteüberlassung in Österreich übt der Autor scharfe Kritik: "Der auf die Ausbeutung schlecht abgesicherter Leiharbeitskräfte aufgebaute Unternehmenserfolg ist bloß ein geliehener Erfolg", lautet das vernichtende Resumé für eine boomende Branche (Mitte 2001 waren bereits 1,6% der Beschäftigten - also 33.000 Personen - ZeitarbeiterInnen). Diese Arbeitsform verstärke die saisonalen und konjunkturellen Schwankungen am Arbeitsmarkt und erhöhe die Arbeitslosigkeit; die innerbetrieblichen und kollektivvertraglichen Lohn- und Sozialniveaus würden unterhöhlt, so der Autor des Buches.
Bei großen Unternehmen macht die flexible Belegschaft oft schon 20% aus, berichtet Andrea Lehky, Marketingmangerin des Personalbereitstellers Manpower GmbH. So können Produktionsspitzen abgedeckt werden, ohne dass das Unternehmen dafür selbst zusätzliches Personal anstellen muss. Die Firma erspart sich damit in vielerlei Hinsicht Zeit und Geld für Personalsuche, Inserate, Bewerbungsgespräche, etc. Oft hätten ihre Kunden aufgrund von Konzernvorgaben (Sparmaßnahmen) keine Möglichkeit, mehr fixes Personal aufzunehmen. Dann würden die benötigten Arbeiter und Angestellten zwar längerfristig für den Kunden arbeiten, seien aber bei Manpower angestellt. Payrolling heißt dieses System, das bei Manpower bereits mit 3,5% zum Umsatz beiträgt, erläutert Lehky. Ein Vorteil für die Kunden sei, dass die Kosten in den Firmenbüchern nicht als Personalkosten, sondern als Sachaufwand verbucht werden. Auch an diesem Faktum übt Springer Kritik, denn diese Verschiebung habe Auswirkungen auf die Kennzahlen, nach denen Unternehmen beurteilt werden, z.B. Wertschöpfung je Arbeitnehmer oder Personalkosten. "Die Zeitarbeit hilft allen Beteiligten", betont hingegen Lehky, "die Mitarbeiter würden sonst auf der Straße stehen". Es gebe zwar auch "schwarze Schafe", aber mit der Einführung des Kollektivvertrages für ZeitarbeiterInnen im März 2002 sei es ohnehin zu einer Marktbereinigung in der Branche gekommen.
Saisonale Schwankungen würden durch Personalbereitsteller ideal ausgeglichen und nicht verstärkt, kontert auch Irmgard Prosinger vom Personaldienstleister Trenkwalder die beschriebenen Vorwürfe. Trenkwalder beschäftigt rund 80% seiner ZeitarbeiterInnen in Gewerbe und Industrie, 15% im kaufmännischen Bereich und 5% in Technik und EDV. Laut Trenkwalder zeigt sich ein deutlicher Trend in Richtung Dienstleistungsbranchen. Die Zeiten des schlechten Image von Leiharbeit sind nach Ansicht von Prosinger vorbei: "Die Themen der heutigen Wirtschaft sind Flexibilität, Standortsicherung, Mithalten im Zuge der Globalisierung. Zukunftsorientierte Unternehmen müssen flexibel bleiben."