)
Die Hälfte des Lohns gefördert, Bonus-Malus-System für Unternehmen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Wien. Zwar werden die aktuellen österreichischen Arbeitslosenzahlen erst am Donnerstag präsentiert (und nicht wie üblich am 1. Mai), die europäischen Vergleichszahlen liegen aber schon vor. Demnach ist Österreich Doppel-Europameister: Sowohl bei der Jugendarbeitslosigkeit (7,6 Prozent) als auch bei der Arbeitslosigkeit insgesamt (4,7) liegt die Alpenrepublik auf Platz eins. Sozialminister Rudolf Hundstorfer will sich aber nicht auf den Lorbeeren ausruhen und will sich verstärkt den älteren Langzeitarbeitslosen widmen.
Zwar gab es noch nie so viele Beschäftigte über 50 (761.255, das sind 300.000 mehr als noch im Jahr 2000), dem Sozialminister sind aber die rund 69.000 Arbeitslosen in dieser Altersgruppe - davon 23 Prozent länger als ein Jahr ohne Beschäftigung - ein Dorn im Auge. Allein die 15.880 Langzeitarbeitslosen kosten jährlich 320 Millionen Euro - Geld, das Hundstorfer sinnvoller einsetzen will. Er plant eine Beschäftigungsgarantie für Ältere.
Staat zahlt Hälfte des Lohns
Analog zur Ausbildungsgarantie für Jugendliche sollen langzeitarbeitslose Ältere eine staatliche Arbeitsplatzgarantie bekommen, inklusive kollektivvertraglicher Bezahlung. Dabei übernimmt der Staat für ein Jahr die Hälfte der Lohn- und Lohnnebenkosten, bei gemeinnützigen Einrichtungen bis zu zwei Drittel. Mit dem Programm unter dem Namen "Reife Leistung" sollen bis Ende 2014 rund 4000 bis 5000 Personen in den Arbeitsmarkt integriert werden. Die Kosten beziffert Hundstorfer mit 15 Millionen Euro 2013 und 25 Millionen Euro 2014. Um den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu erleichtern, sollen den Arbeitssuchenden sogenannte Jobcoaches zur Seite gestellt werden. Weitere 15 Millionen Euro fließen in die Integration von gesundheitlich eingeschränkten Menschen in den Arbeitsmarkt.
Beim Wiedereinstieg oder Verbleib Älterer im Arbeitsmarkt fokussiert Hundstorfer auch auf Aus- und Weiterbildung. So sollen über das 15-Millionen-Euro-Programm "Aufstieg" Hilfskräfte zu Fachkräften weitergebildet werden, 37 Millionen werden im Rahmen des "New Skills"-Programm für ein "berufliches Update" zur Verfügung gestellt.
Finanziert werden soll das Ganze einerseits durch erwartete Einsparungen beim Arbeitslosengeld, andererseits - und das dürfte für reichlich Diskussion sorgen - durch ein Bonus-Malus-System für Unternehmen. Wer Ältere beschäftigt, bekommt Eingliederungsbeihilfen, wer zu wenige Ältere angestellt hat oder langjährige Mitarbeiter gar kündigt, soll einen Malus zahlen. Wie hoch Bonus und Malus jeweils sein sollen, ließ Hundstorfer noch offen. Während die Wirtschaft Widerstand gegen derartige Strafzahlungen angekündigt hat - die Wirtschaftskammer fordert stattdessen die Senkung der Lohnnebenkosten -, begrüßten Seniorenvertreter von SPÖ und ÖVP die Pläne Hundstorfers.
Arbeitslosigkeit in der EU
Mit 12,1 Prozent erreichte die Arbeitslosigkeit in der Eurozone im März ein neues Rekordhoch. Das ist um 0,1 Prozentpunkte mehr als im Februar, wie aus den aktuellen Zahlen von Eurostat hervorgeht. In der gesamten EU verharrt die Quote auf dem Höchststand von 10,9 Prozent. Die negativen Spitzenreiter in Europa sind Griechenland (27,2 Prozent im Jänner, Märzzahlen sind hier nicht verfügbar), Spanien (26,7) und Portugal (17,5). In all diesen Ländern stieg die Arbeitslosigkeit.
Österreich ist hingegen europäischer Spitzenreiter. Hier sank die Arbeitslosigkeit von 4,8 Prozent im Februar auf 4,7 Prozent im März. Unverändert auf den Plätzen zwei und drei: Deutschland (5,4) und Luxemburg (5,7).
Insgesamt waren in der EU im März 26,5 Millionen Menschen ohne Job, in der Eurozone waren es 19,2 Millionen.