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Rom - Papst Johannes Paul II., der heute seinen 80. Geburtstag feiert, gilt als Papst der Superlativen. Am 16. Oktober 1978 angeblich mit 97 von 111 Stimmen zum Nachfolger des nur 33 Tage amtierenden Johannes Paul I. gewählt, war er der erste Nichtitaliener auf dem Stuhl Petri seit 455 Jahren. Seine Amtszeit von nun nahezu 22 Jahren wurde bisher nur von sechs Vorgängern übertroffen. Auf 91 Auslandsbesuchen in 124 Ländern und 150 Reisen in Italien hat er 1,2 Millionen Kilometer zurückgelegt und damit die Erde fast 30-mal umrundet.
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Am 18. Mai 1920 in Wadowice südwestlich von Krakau als Sohn eines Eisenbahners geboren, studierte Karol Wojtyla ab 1938 zunächst Philosophie und Literatur an der Krakauer Universität und ab 1942 Theologie. Er war Mitbegründer des vorwiegend in der Illegalität agierenden Krakauer Rhapsodietheaters, für das er auch Stücke schrieb.
1946 wurde er zum Priester geweiht, setzte seine Studien an der päpstlichen Universität in Rom fort und wirkte in den Ferien als Seelsorger unter polnischen Arbeitern in Frankreich und Belgien. 1948 kehrte er nach Polen zurück. 1951 beendete er seine theologischen Studien und habilitierte sich 1953 an der Universität von Lublin, wo er zuletzt einen Lehrstuhl für Moraltheologie hatte. 1958 wurde er Weihbischof in Krakau, 1964 Erzbischof, 1967 Kardinal.
Nach seiner Wahl zum Papst im vierten Wahlgang- dem Vernehmen nach hatte sich Wiens Kardinal König besonders für seine Kür eingesetzt - bewies er eine ungewöhnliche Kontaktfähigkeit, die ihn rasch populär werden ließ. Auf seinen zahlreichen Pastoralreisen verstand er es, die Massen zu mobilisieren. Die Machthaber mahnte er zu sozialer Verantwortung und Respektierung der Menschenrechte. Von eminent politischer Bedeutung waren seine ersten drei Reisen in seine noch von den Kommunisten beherrschte polnische Heimat in den Jahren 1979, 1983 und 1987, die zu wahren Triumpfzügen wurden - wie auch sein Besuch in Kuba im Jänner 1998. Er trug damit nicht unwesentlich zum politischen Wandel in Polen bei. Für Ronald Reagans außerordentlichen Botschafter, den CIA-Subdirektor Vernon Walters war er, nachdem Polens kommunistische Machthaber das Kriegsrecht über ihr Land verhängt hatten, einer der wesentlichen Ratgeber.
Als am 13. Mai 1981 auf dem Petersplatz von dem türkischen Rechtsextremisten Ali Agca ein Pistolenattentat auf Johannes Paul II. verübt wurde, gerieten deshalb auch sofort östliche Geheimdienste, vor allem der bulgarische, unter Verdacht. Der Papst selbst, ein glühender Marienverehrer, glaubt seine Rettung der Muttergottes zu verdanken. In jüngsten Enthüllung über das dritte Geheimnis von Fatima ist die Rede davon, dass bereits 1917 das Attentat vorausgesagt wurde.
Unerfüllt blieben bis jetzt die Wünsche des Papstes, nach Russland und China zu reisen.
Während seiner Amtszeit suchte er stets den Ausgleich mit anderen Konfessionen. Er war der erste Papst, der in Rom die Synagoge besuchte.
Innerkirchlich gilt Johannes Paul II. als außerordentlich konservativ. Die südamerikanische Theologie der Befreiung stieß bei ihm auf Ablehnung, progressive Theologen, wie Hans Küng und Leonardo Boff erhielten Lehrverbote. Auf breite Ablehnung beim Kirchenvolk stießen auch viele seiner Bischofsernennungen.
Während seines Pontifikats hat Johannes Paul II. bisher 129 Kardinäle ernannt und rund 950 Selig- sowie fast 300 Heiligsprechungen vorgenommen und auch hier Rekordmarken in der Papstgeschichte gesetzt.