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John Kerry als Krisenmanager unterwegs

Von Peter Wütherich

Politik
Kerry bei US-Soldaten in Südafghanistan. Foto: ap/A. Khaleq

Leises Comeback des Senators auf internationaler Bühne. | Washington. (afp) Die Politik in den USA springt mit Verlierern nicht besonders gnädig um. Der Demokrat John Kerry hat nach seiner Niederlage bei der Präsidentschaftswahl 2004 gegen George W. Bush lange gebraucht, um zu einer neuen politischen Rolle zu finden. Inzwischen hat der Senator eine neue Bühne betreten, sein heikler Besuch in den Krisenländern Pakistan und Afghanistan ist Beleg für sein leises Comeback. Als einer der führenden Außenpolitiker im US-Kongress hat sich Kerry großen Respekt erarbeitet, seine Stimme findet in der Krisendiplomatie Gehör.


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Kerry hatte sich nicht leicht getan, nachdem er seine große Chance im Jahr 2004 verpasst hatte. Selbst Parteifreunde machten Kerrys mangelndes Charisma, sein hölzernes Auftreten für die knappe Niederlage gegen George W. Bush in der Präsidentschaftswahl verantwortlich. Eine Führungsrolle nach der Niederlage blieb ihm verwehrt, nie stand es bei den Demokraten zur Debatte, Kerry 2008 noch einmal als Kandidat für die Präsidentschaft aufzustellen.

Der Senator musste mit ansehen, wie einer seiner jüngsten Senatskollegen, Barack Obama, an ihm vorbeizog und triumphal ins Weiße Haus wechselte. Kerry signalisierte nach Obamas Wahlsieg Interesse am Amt des Außenministers, zog bei der Besetzung aber den Kürzeren gegenüber Hillary Clinton - eine weitere Niederlage. Ein wenig wirkte es wie ein Trostpreis, dass Kerry immerhin den Vorsitz im einflussreichen Außenausschuss des Senats bekam. Der Posten wurde frei, weil Senator Joe Biden ins Amt des Vizepräsidenten wechselte.

Als der inzwischen 65 Jahre alte Kerry zu Jahresbeginn den Ausschussvorsitz übernahm, sicherte er der neuen Regierung kritische Loyalität zu - und betonte, dass er auf diesem Posten kein Befehlsempfänger der Regierung sei, sondern den Spielraum für unabhängige politische Initiativen nutzen wolle.

Ein Beispiel für Kerrys neugewonnene Unabhängigkeit ist sein Ratschlag vom Wochenende zur Afghanistan-Politik. Es wäre "völlig unverantwortlich", wenn sich Präsident Obama zu einer Aufstockung der US-Truppen in Afghanistan entschließen würde, solange dort der Streit um die Präsidentschaftswahl nicht gelöst sei. Kerry dürfte gewusst haben, dass er Obama mit solchen öffentlichen Ratschlägen weiter in die Zwickmühle bringt: Auf der einen Seite drängt die Militärführung den Präsidenten zu mehr Truppen, auf der anderen Seite steht eine zunehmend kriegsmüde Öffentlichkeit.

Schwierige Gespräche in Pakistan

In seinen schwierigen Gesprächen in Pakistan will Kerry das US-Hilfspaket für Pakistan in Höhe von 7,5 Milliarden Dollar (rund fünf Milliarden Euro) gegen Kritik verteidigen. Die am Donnerstag gebilligte Finanzspritze soll vor allem der wirtschaftlichen Entwicklung dienen und ist unter anderem für die bessere Ausstattung von Schulen und die Ausrüstung der Polizei vorgesehen. Langfristig wollen die USA so ein Gegengewicht zu den radikalislamischen Kräften in Pakistan schaffen. Zahlreiche Parlamentarier in Islamabad fürchten allerdings einen Eingriff in die Souveränität ihres Landes. Auch das Militär steht der Hilfe kritisch gegenüber.