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Jom Kippur ja, Extrawürstel nein

Von Christoph Rella

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Wenn die Wiener Austria am Samstag auf den Tabellenführer WAC trifft, wird ihr Stürmerstar Omer Damari nicht mit von der Partie sein. Bereits vor einigen Wochen hatte der gläubige Jude bei der Vereinsleitung um eine Freistellung für das Wochenende rund um das Versöhnungsfest Jom Kippur gebeten - und diese "ohne Wenn und Aber" erhalten, wie Austria-Vorstand Markus Kraetschmer am Dienstag betonte. Anstatt in Wien zu kicken, wird der erst im Sommer für eine Million Euro von Hapoel Tel Aviv nach Österreich geholte Damari den Samstag in einer Synagoge in Israel verbringen.

Und Kraetschmer tat gut daran, den Kicker ziehen zu lassen, zeigt doch die Geste auf, dass es auch Fußballer mit religiösen Bedürfnissen gibt, die respektiert und anerkannt sein wollen, ganz egal, ob es sich dabei um jüdische, christliche oder auch islamische Spieler handelt. Kein Kicker, der seine Kraft fürs Fußballspiel aus dem Glauben bezieht, sollte Höhepunkte wie Eid al-Fitr (Fastenbrechen), Ostern oder eben Jom Kippur versäumen müssen.

Etwas anderes ist es freilich, wenn der Spieler oder das Team wegen der Religionsausübung Schaden nehmen. Klassisches Beispiel dafür ist das Fastengebot während des Ramadan. Oder das Bestehen auf der Feiertagsruhe. In Erinnerung geblieben ist in diesem Zusammenhang etwa die Weigerung des ehemaligen Red-Bull-Salzburg-Spielers und gläubigen Adventisten Johan Vonlanthen, der 2011 erklärt hatte, samstags - der Tag gilt in der Freikirche als Ruhetag - nicht mehr auf den Rasen laufen zu wollen.

Spätestens hier wird die Sache kompliziert. Jeder Kicker soll die Möglichkeit haben, den Glauben zu leben. Übertreiben sollte er es aber nicht. Fußball ist ein Job mit fixen Arbeitszeiten. Und ein Teamsport. Take it or leave it.