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Jörg Haider, Büro für Hypo-Kredite

Von Stefan Melichar

Wirtschaft

Kunstprojekt „Paradiso” für Bank ein Millionengrab. | Ermittlungen in heißer Phase. | Insolvenzexperte lenkt nun Stiftung zweier Söhne von Maler Ernst Fuchs.


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Wien. Was tun, wenn man Probleme hat, einen Millionenkredit aufzutreiben? Vor nicht allzu langer Zeit lautete eine der möglichen Antworten offenbar, sich eine Polit-Connection nach Kärnten zu organisieren, um von der dortigen Hypo doch noch Geld zu bekommen.

Konkretes Beispiel dafür ist der Kunstpark „Paradiso”, den ein Sohn und ein Stiefsohn des Malers Ernst Fuchs in den Jahren 2004/2005 in Wien ins Leben rufen wollten und der - zumindest aus jetziger Sicht - zum Millionengrab für die Hypo geworden ist: Dass ausgerechnet Ex-FPÖ-Bundesgeschäftsführer Gernot Rumpold den Fuchs-Söhnen den Kontakt zur damaligen Landesbank herstellte, ist so weit bekannt. Bisher nicht bekannt war jedoch, dass der nunmehrige Chef einer PR-Agentur den Weg über seinen langjährigen politischen Weggefährten, den damaligen Landeshauptmann Jörg Haider, wählte.

Der „Wiener Zeitung” liegt eine Zeugeneinvernahme Rumpolds bei der Soko Hypo von Anfang Mai 2011 vor, in der er den Hergang detailliert schildert: Die Fuchs-Söhne hätten seinerzeit das Projekt Paradiso an ihn herangetragen und erzählt, dass sie „ein Problem bei der Finanzierung” hätten. Er habe angeboten, ihnen zu helfen, eine Provision von 1,5 Prozent sei vereinbart worden.

„Zum damaligen Zeitpunkt - 2004 oder 2005 - war Dr. Jörg Haider Landeshauptmann von Kärnten, und ich hatte daher sehr gute Kontakte zu den offiziellen Stellen in Kärnten”, so Rumpold. „Da ich zuvor noch nie ein derartiges Geschäft mit der Hypo Alpe Adria Bank getätigt hatte, ersuchte ich über sein damaliges Büro, mir bei der Einfädelung von Kontakten behilflich zu sein.”

417.000 Euro Honorar

Er habe „die Projektunterlagen an das Büro von Dr. Jörg Haider weitergeleitet” und um die Nennung eines Ansprechpartners gebeten, sagt Rumpold. „Schlussendlich erhielt ich einen Anruf aus der Kreditabteilung der Hypo Bank.”

Offen ist, ob Haider persönlich involviert war. Fest steht jedoch, dass die Hypo einen Kredit von 7,5 Millionen Euro für das Kunstprojekt genehmigte. Rumpold erhielt insgesamt 417.000 Euro - davon 225.000 Euro (also stolze drei Prozent der Kreditsumme) als Provisionshonorar, wobei hier auch eine Zahlung im Namen der Klienten im Ausmaß von 70.000 Euro abgegolten gewesen sein soll. Anstatt selbst direkt zur Hypo zu gehen, ließen sich die Fuchs-Söhne Rumpolds Hilfe bei der Finanzierung also zumindest 155.000 Euro kosten.

Rumpold galt früher als „Haiders Mann fürs Grobe”. Für großes Aufsehen sorgte seine umstrittene Rolle bei der Eurofighter-Beschaffung. Der Ex-FPÖ- und BZÖ-Mann war am Donnerstag für die „Wiener Zeitung” nicht zu erreichen, er hat jedoch bereits vor einigen Monaten im „Standard” ausgeschlossen, dass ein Teil seines Honorars bei der Partei gelandet sein könnte.

Geld verschollen?

In Zusammenhang mit anderen Kreditvergaben - etwa an den Detektiv Dietmar Guggenbichler - haben ehemalige Haider-Weggefährten immer betont, der Landeshauptmann habe nur Prüfersuchen weitergeleitet. Offen ist, ob die Kreditprüfung bei der Hypo in Sachen Paradiso auch ohne ein derartiges Entree positiv ausgefallen wäre. Die Bank hat zwischen drei und vier Millionen Euro des Gesamtbetrags sofort ausbezahlt. Davon wurden - wie aus Bankkreisen zu hören ist - jedoch gerade einmal 100.000 Euro für ein Planungshonorar verwendet. Der Rest gilt als verschollen. Zwar gab es eine - von Rumpold organisierte - Spatenstichfeier, gebaut sei jedoch nichts worden.

Die Hypo hat eine Anzeige gegen mehrere ehemalige Vorstandsmitglieder der Paradiso-Privatstiftung der Fuchs-Söhne eingebracht, weil sie sich betrogen fühlt. Bereits im Vorjahr wurde - einer Anfragebeantwortung des Justizministeriums zufolge - insgesamt gegen acht Personen ermittelt.

Dem Vernehmen nach bestreiten die Fuchs-Söhne die Vorwürfe der Bank. Ihr Anwalt war am Donnerstag urlaubsbedingt nicht erreichbar. Die beiden sollen sich mittlerweile in Österreich aufhalten und von der Justiz einvernommen worden sein. (Die Anzeige der Hypo wurde ursprünglich nach Bangkok zugestellt.)

Die Stiftung ist zwar offiziell nicht in Konkurs, seit Jänner 2011 lenkt jedoch ein prominenter Wiener Insolvenzanwalt als Vorstandsmitglied deren Geschicke. Knackpunkt ist die Werthaltigkeit von vier angeblichen Fuchs-Gemälden und neun Skulpturen. Nur wenn diese echt sind, kann die Hypo darauf hoffen, doch noch Geld zurückzuerhalten. Diese Frage wird derzeit von Gutachtern geklärt.