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Die Volkspartei hat ein veritables Problem. Mit Innenministerin Maria Fekter und Justizministerin Claudia Bandion-Ortner stehen die beiden "Eisernen Ladies" der ÖVP-Regierungsriege derzeit am Pranger. Die Asyldebatte droht Fekter zu entgleiten, die Generalprokuratur stellt der ehemaligen Richterin kein allzu gutes Zeugnis aus.
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Die Volkspartei macht dabei einen seltsam chaotischen Eindruck. Was kein Wunder ist, denn der Obmann der Partei, Josef Pröll, ist im Hauptberuf Finanzminister und gerade vollauf mit der Erstellung des Budgets beschäftigt. Pröll macht nun dieselbe Erfahrung wie Wilhelm Molterer, der sich am Ende zwischen diesen beiden Jobs aufrieb.
Dabei bräuchte die Volkspartei derzeit einen Obmann, der ihr ganztätig zur Verfügung steht. In der Asylpolitik macht die Innenministerin nicht den Eindruck, dass sie eine klare Linie hat. Und Bandion-Ortner bekommt ein immer stärkeres Glaubwürdigkeitsproblem, was für eine offiziell unabhängige Justizministerin besonders schlimm ist.
Dass Christine Marek bei der Suche nach einem neuen Landesgeschäftsführer für die gebeutelte Wiener Volkspartei eine sehenswerte Umkehrschleife hinlegte, geht da schon fast unter.
Die anderen Parteien mögen sich aus machtpolitischen Überlegungen über die Zores der ÖVP freuen, aber sie sollten es besser nicht. Umfragen zufolge profitiert davon nur die FPÖ.
Josef Pröll wird vermutlich überaus dankbar sein, dass die nächsten Wahlen erst 2013 stattfinden, die schlechten Umfragewerte sind daher nur theoretisch interessant. Aber er muss sich wohl etwas einfallen lassen, wie er künftig die Partei organisiert. Niederösterreich und Oberösterreich machen in der Bildungsdebatte auf Fundamental-Föderalismus, was auch in der ÖVP hinter vorgehaltener Hand als "Modernisierungsverweigerung" bezeichnet wird. Wissenschaftsministerin Beatrix Karl versucht die Partei mit mäßigem Erfolg in ebendieser Bildungsdebatte vorwärts zu bewegen.
Wolfgang Schüssels Führungsstil wurde einmal mit "Hände falten, Goschn halten" beschrieben. Das mag das andere Extrem sein, aber Josef Pröll wird im Moment auch aus Selbstschutz beim Budget aufs Gas steigen. Denn nach der Budgeteinigung am
26. Oktober wird er sich der Partei widmen müssen, die er führt. Es tut nämlich sonst niemand.