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Journalismus mit Preis

Von Bernhard Baumgartner

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Die Vergabe der Pulitzer-Preise erinnert immer schmerzlich daran, dass sich in der Praxis der Journalismuspreise in Österreich wohl auch der Zustand dieses Landes spiegelt. Denn eine renommierte, unabhängige Organisation, die Preise von überregionaler Bedeutung vergibt, gibt es leider nicht. Und so versinken Preisvergaben immer in dem Geruch desjenigen, der ihn stiftet.


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Ein Beispiel: Wenn eine Jäger-Organisation einen Preis für vorbildlichen Jagd-Journalismus vergibt, müsste eigentlich jeder halbwegs seriöse Journalist die Annahme sofort verweigern. Denn wenn ein Bericht denjenigen gefällt, die es (ganz im Sinne der vierten Macht im Staat) zu kontrollieren gilt, muss man sich fragen, ob man etwas falsch gemacht hat. Joseph Pulitzer würde im Grab rotieren angesichts der Optik mancher Verquickungen.

Dass der einzige mit Publicity bedachte Fernsehpreis von einer einzigen Zeitung vergeben wird, ist auch nicht gänzlich unproblematisch - die Monotonie dieses Systems zeigt sich unter anderem daran, dass dort seit Jahren stets dieselben Menschen ausgezeichnet werden (meist auch völlig unabhängig von deren Leistung in diesem Jahr). In Deutschland ist das anders, wenn auch nicht besser: Hier machen sich die großen TV-Sender den Fernsehpreis gleich selbst - wenigstens richtet jedes Jahr ein anderer Sender (heuer RTL) die Gala aus. Das ist zumindest mehr Selbstkontrolle als wenn stets dieselben am Steuer sitzen. Aber vielleicht gilt ja der alte Kalauer "Austria is a too small country to make good prizes". Wünschenswert wären "Pulitzerpreise" auch hierzulande jedenfalls. Ob es sie einmal geben wird, steht jedoch in den Sternen.