Was Hans Dichand am stärksten von anderen Wiener Medien-Managern (mit Ausnahme von Oscar Bronner) unterschieden hat, war: Er war der bestimmende Eigentümer. Auf ihm, dem Journalisten, ruhten der Aufbau und spätere Erfolg der "Kronen Zeitung".
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Wenn es immer heißt, er hatte ein Gespür für "Volkes Stimme", so könnte es genauso gut heißen: Dichand lebte davon. Seine verlegerischen Entscheidungen fanden sich hundertprozentig in der Gewinn- und Verlust-Rechnung der "Krone". Das mag mit ein Grund gewesen sein, dass er bis zuletzt die Zügel in der Hand hielt. Er war es so gewohnt, und er ist mit seinen Entscheidungen großteils gut gefahren - wie die Reichweite der "Krone" von 40 Prozent mühelos beweist.
Dass er ziemlich rücksichtslos sein konnte, wenn es gegen "seine Krone" ging, ist ebenso legendär. Die deutsche WAZ als "Finanzinvestor" hat er wohl hingenommen, als Verlagspartner mit 50 Prozent Anteil konnte er sie nie akzeptieren.
Da er eben nicht nur Journalist, sondern auch Eigentümer der Zeitung war, wusste er um die Bedeutung einer motivierten Mannschaft. Die "Kronen Zeitung" zahlte ihre Redakteure immer gut bis sehr gut. Daran kiefeln die WAZ-Manager bis heute, die nicht verstehen können, warum man aus einer Zeitung mit dieser überragenden Marktstellung nicht mehr Gewinn herausholt. Nun, die Familie Dichand nährten sie ausreichend.. .
Mit der "Verlagsfabrik" Mediaprint war Hans Dichand selbst unzufrieden. Er, der Eigentümer, musste sich in der Mediaprint mit Verlagsmanagern auseinandersetzen, die selbst nie einen Cent in die Zeitungen investiert hatten. Ein Teil seines Grolls. Wenn er nicht wollte, dann ging dort auch nichts. Das wird sich nun ändern. Nach einer Schamfrist wird ein Gefeilsche um Macht und Kontrolle bei der größten Zeitung des Landes einsetzen. Der Gründer und Eigentümer ist gegangen., Jetzt kommen jene, die eine gut funktionierende Redaktion nicht als Betriebsvermögen, sondern als Kostenfaktor einstufen. Bisher machte Hans Dichand Politik, wenn er glaubte, dies würde der Zeitung nutzen (was er freilich oft glaubte, auch in abstoßender Weise - siehe Jörg Haider). Nun aber wird ein Machtkampf eröffnet, der den Journalismus im Lande eher nicht besser machen wird.