![Eine Illustration einer Frau mit Kopftuch.](https://media.wienerzeitung.at/f/216981/2500x1875/a87666ab3f/wz_podcast_header_fatima_storer.jpg/m/384x288/filters:quality(50))
Viele Menschen sind überzeugt, heutzutage werde viel zu selten "danke" gesagt. Das findet auch die Regierung. Der Kardinal ist nun mit gutem Beispiel vorangegangen. Höchste Zeit.
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Entgegen anders lautenden Gerüchten entspricht es keineswegs der objektiven Wahrheit, dass niemand diese Regierung mag. Okay, die ewigen Nörgler in den Redaktionsstuben, Oppositionsparteien und maximal gefühlte 80 Prozent der Bevölkerung einmal ausgenommen. Aber der ganze große Rest ist tatsächlich wild entschlossen optimistisch, was das segensreiche Wirken dieser unserer Bundesregierung angeht.
Wer das nicht glauben will, konnte sich anlässlich der soeben erst zu Ende gegangenen Regierungsklausur am Semmering eines Besseren belehren lassen. Da wurden Kanzler Faymann und Vize Spindelegger nur so mit Lob und Danksagungen überschüttet. Übrigens völlig zu Recht, hat das dynamische Reformduo an der Spitze doch peinlich darauf geachtet, ihr Füllhorn über ja möglichst allen, zumindest allen relevanten Gruppen auszuschütten.
Über den angekündigten Ausbau der Kinderbetreuung freuten sich in seltener Eintracht rote Arbeiter- und schwarze Wirtschaftskämmerer. Bei den entschlossen ins Auge gefassten Erleichterungen für Unternehmen enthielt sich nur die Arbeiterkammer einer Freudenbekundung. Über die - selbstredend angestrebte - Einrichtung eines Pflegefonds frohlockten die Pensionistenvertreter Blecha und Khol, allerdings gehört Harmonie zwischen diesen beiden ohnehin längst zur gegenseitigen Geschäftsgrundlage.
Wobei Khol bei seinem Lob etwas leichtfertig mit dem Feuer der Ironie spielte, fügte der einstige ÖVP-Klubchef doch tatsächlich an, das nun angeschlagene Arbeitstempo erinnere ihn an das "Reform-Stakkato der schwarz-blauen Koalitionsregierung im Jahre 2000", die "viel Gutes für Österreich" getan habe.
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Ein schlichtes "Danke" sagte auch Kardinal Schönborn für die neuerliche Erhöhung des Absetzbetrages des Kirchenbeitrages; übrigens sehr zum Unmut der Betreiber eines Volksbegehrens gegen Kirchenprivilegien. Die Erweiterung der Absetzbarkeit bestimmter Spenden wurde sodann von den Nutznießern ebenfalls freudig begrüßt, hier müssen nur die Tierschützer weiter durch die Finger schauen. Mit ein bisschen gutem Willen lässt sich das aber durchaus auch als herzeigbare Steuerreform verkaufen. Selbstredend wurden am Semmering einmal mehr die Weichen für eine, diesmal aber wirkliche Gesundheits- und Spitalsreform gestellt. Und zwar entschlossen.
Die euphorischen Reaktionen auf die Klausur sollte für die Regierung eigentlich Ansporn genug sein, den eingeschlagenen Weg hartnäckig weiterzuverfolgen. Im Herbst könnte man ja die selben Themen gleich noch einmal ankündigen. Dank und Jubel wären SPÖ und ÖVP zweifellos erneut gewiss.