Obwohl Wissen sich ständig erneuert, ist Fortbildung offenbar immer noch nicht selbstverständlich. Immer noch ist die Donau-Universität Krems ist die einzige Universität für Weiterbildung im deutschsprachigen Raum, und das seit 25 Jahren.
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Tycho Brahe (1546-1601) war ein Spitzen-Beobachter. Die Genauigkeit seiner astronomischen Observationen, die er noch ohne Teleskop machte, beeinflussten das Wissenschaftsideal späterer Generationen. Doch während Brahe die Himmelskörper über einen Zeitraum von 40 Jahren verfolgte, etwa um die Annahme zu widerlegen, dass Fixsterne unveränderlich seien, ändert sich die Wissenschaft heute rasant.
In der Forschung herrscht eine Art Zwang zur Veröffentlichung, während die Digitalisierung die Halbwertszeit von Wissen verkürzt. Wer Schritt halten will, muss eine immer größere Lern- und Veränderungsbereitschaft an den Tag legen, auch im Berufsleben. Nicht bloß die Spitzen-Manager, sondern auch ihre und deren Mitarbeiter absolvieren Fortbildungen. Nicht überall hat das Angebot die gleiche Qualität, dennoch hat die qualitative wissenschaftliche Weiterbildung im heimischen Hochschulsystem so etwas wie eine Sonderstellung.
Die Donau-Universität Krems, die am Freitag mit einem Festakt ihr 25-Jahr-Jubiläum feiert, ist die einzige Hochschule für Weiterbildung im deutschsprachigen Raum. Sie nahm am 1. Oktober 1995 als "Universitätszentrum für Weiterbildung" mit 93 Studenten in einer ehemaligen Tabakfabrik ihren Betrieb auf. Heute verfügt sie über einen Campus, wurde zur "Universität für Weiterbildung" erhoben, hat 8.000 großteils berufstätige Studierende und das Promotionsrecht. Jedoch darf sie nur Universitäts-Lehrgänge und Doktoratsstudien anbieten. Von Diplom-, Bachelor- und Masterstudien ist sie nach dem Bologna-System ausgeschlossen. Aufgrund der Fokussierung auf Uni-Lehrgänge, die als außerordentliche Studien gelten, sind Gebühren zu bezahlen.
"Wir heben Lehrgangsbeiträge ein, die die variablen Kosten abdecken. Im Vergleich zur Basisausbildung, in die viel öffentliches Geld fließt, ist das nicht balanciert. Wissenschaftliche Weiterbildung soll leistbarer werden", hob Rektor Friedrich Faulhammer im Vorfeld der Feierlichkeiten hervor.
Streben nach Bildung für alle
Derzeit finanziert sich die Donau-Uni zu zwei Drittel über Gebühren und Drittmittel. 23 Prozent des Budgets von rund 50 Millionen Euro kommen vom Bund, der Rest über Investitionen in Gebäude und Infrastruktur vom Land Niederösterreich. Rechtlich festgehalten ist, dass der Bund künftig 50 Prozent der Kosten übernehmen soll, allerdings ohne konkrete Jahreszahl.
Obwohl die Donau-Universität grundsätzlich ein abgeschlossenes Grundstudium voraussetzt, haben auch Interessenten "mit gleichzuhaltender beruflicher Qualifikation" die Möglichkeit zur Einschreibung. Für sie bedeutet ein Hochschullehrgang nicht nur berufliches Fortkommen, sondern wohl auch eine Lebenserfahrung.
Der Gedanke, dass Bildung allen offenstehen soll, entstand im Geiste der Aufklärung. Keinen geringeren Anspruch als "Bildung für alle und überall" stellte Henri Grégoire, der Gründervater des Conservatoire national des arts et métiers, an sein Institut, das er im Zuge der Französischen Revolution 1794 ins Leben rief. Die Universität verfolgte als Erste einen berufsbildenden, anwendungsorientierten Auftrag und tut dies bis heute.
Die Donau-Universität Krems widmet sich der im Idealfall lebensbegleitenden Weiterbildung. Wie steht es um sie in Österreich? 15,8 Prozent der Bevölkerung beteiligen sich laut Statistik Austria an Fortbildung, davon aber nur 2,6 Prozent oder 20.144 Studierende in Lehrgängen an öffentlichen Universitäten. Das bedeutet: "Die gesellschaftliche Verantwortung für Weiterbildung wird nicht im großen Stil Universitäten übertragen, sondern anderen Institutionen überlassen, die nicht wesentliche Qualitätsstandards definieren oder frei von gewinnorientierten Interessen sind", erklärt Faulhammer.
2011 definierte die Bundesregierung die "LLL:2020 Strategie zum lebensbegleitenden Lernen", die derzeit evaluiert wird. Laut der Studie "Chancengleichheit in der Bildung" der OECD (2018) hat die Tochter der Putzfrau aber hierzulande immer noch nicht die gleichen Möglichkeiten wie der Sohn des Professors. Solange Fortbildung nur für Gutverdienende leistbar ist, kann sich daran kaum etwas ändern.