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Im kommenden Jahr hat Österreich viel zu feiern: 60 Jahre Zweite Republik, 50 Jahre Staatsvertrag, die Wiedereröffnung von Burgtheater und Staatsoper, 10 Jahre EU-Beitritt und noch einiges mehr. Sämtliche Fäden der Aktivitäten zu diesen Jubiläen laufen im Büro von Kulturstaatssekretär Franz Morak zusammen. Im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" wünscht er sich das Jubiläumsjahr 2005 als "Trampolin in die Zunkunft".
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"Dass wir mehr über uns selbst wissen - miteingeschlossen die Erkenntnis, dass wir in einem lebenswerten Land leben. Und dass wir aus diesem Selbstbewusstsein heraus die künftigen Herausforderungen bewältigen." Dieses Resumee wünscht sich Morak am Ende des Jubiläumsjahres ziehen zu können. Der Wert solcher Jubiläen liegt für ihn schließlich darin, ein "Trampolin in die Zukunft" zu sein.
Unbestritten ist für Morak, dass selbstverständlich auch die Schattenseiten unserer Geschichte - NS-Herrschaft, Verdrängen, Wiedergutmachung - in einem solchen Unterfangen ihren Platz haben müssen - aber eben nicht nur diese. Vielmehr geht es ihm darum, ein Gefühl dafür zu entwickeln, was es bedeutet, seit 60 Jahren in Frieden leben zu können. Jubiläen dieser Art, glaubt Morak, könnten durchaus ein probates Mittel gegen die - dank eines ausufernden TV-Konsums - zunehmende Geschichtslosigkeit sein. Dabei soll das Jubiläumsjahr auf keinen Fall zu einer Eliten-Veranstaltung verkommen, sondern zu einem "demokratischen Fest" werden, das auch die Zivilgesellschaft und nicht nur die staatlichen Institutionen miteinbezieht.
Kein Problem hat Morak mit der Tatsache, dass weite Teile der österreichischen Intellektuellen ein mitunter zwiespältiges Verhältnis zu ihrem Land hegen und pflegen. Im Gegenteil, sieht er darin doch vielmehr einen traditionellen Charakterzug. "Es gibt", so Morak, "offensichtlich einen großen Unterschied zwischen der Realität und ihrer Beschreibung". Denn: "Wir sind ein Volk, das - vor allem in Wort und Sprache - gerne übertreibt." Schlag nach bei Nestroy, Grillparzer, Kraus, Kafka oder Bernhard. Auch diesem "Austriakum" soll 2005 Rechnung getragen werden: Das Karrikaturenmuseum in Krems widmet "Ironimus" Gustav Peichl eine Ausstellung.
Dass die Diskussion über den "Austrokoffer" einen dunklen Schatten auf das Jubiläumsjahr werfen könnte, glaubt Morak nicht: "Diese Debatte ist ein Teil von uns selbst." Und schlicht: "Eine spannende Sache."