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Als "Sprungbrett in die Zukunft" hat Kulturstaatssekretär Franz Morak, der für die Koordination des Jubiläumsjahres 2005 in der Regierung verantwortlich ist, das heurige Jahr im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" schon im September bezeichnet. Da war vom Streit um dessen "richtige" Begehung, wie er dieser Tage die innenpolitische Diskussion bestimmt, noch nichts zu sehen. Vor allem die rot-grüne Opposition fürchtet, angesichts der Vielzahl an Veranstaltungen sprichwörtlich unter die Räder zu kommen.
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Vor lauter Raab und Figl, den beiden Baumeistern der Republik auf Seiten der ÖVP, befürchtet die Sozialdemokratie, man könnte auf die Verdienste von Schärf und Kreisky, deren Pendants aus den Reihen der SPÖ, vergessen. "Ich würde es sehr unangenehm finden, wenn die Feiern zur partei-politischen Vereinnahmung verkommen würden", erinnerte gerade erst gestern wieder einmal mit Wiens Bürgermeister Michael Häupl ein prominenter Sozialdemokrat die Bundesregierung an die Befürchtungen der "linken Reichshälfte".
Und da diesbezüglich Vertrauen gut, Gegenmaßnahmen zur rechten Zeit jedoch allemal besser sind, plant die große Oppositionspartei eine Reihe von Veranstaltungen, wo die eigenen historischen Heroen ins rechte Licht gerückt werden.
Anders als die SPÖ, die sich erst in den letzten Monaten - und zahlreichen Zurufen von außen, nicht zuletzt der Grünen - zu eigenen Veranstaltungen entschlossen hatte, standen diese bei der ÖVP von vornherein außer Frage: Generalsekretär Reinhold Lopatka präsentierte gestern die VP-Diskussionsreihe unter dem Motto "Land der Zukunft", mit der die Kanzlerpartei ins Jubiläumsjahr starten will. Die Auftaktveranstaltung findet am kommenden Montag im Grazer Kunsthaus statt. Hier werden u.a. der Soziologe Manfred Prisching, Kroatiens Regierungschef Ivo Sanader, Karl Schwarzenberg, die frühere FP-Chefin und nunmehrige Wüstenrot-Managerin Susanne Riess-Passer, Pater Georg Sporschill sowie der Genforscher Josef Penninger dabei sein. Ab März sollen dann Diskussionsveranstaltungen in allen Bundesländern abgehalten werden, die sich vor allem an die Jugend richten. Die ÖVP wolle dabei den Blick in die Zukunft richten und darüber nachdenken, "wie man Österreich in den nächsten Jahren positionieren kann", erläuterte Lopatka.
Auf die Zukunft haben es auch die meisten Veranstaltungen der SPÖ abgesehen, seien doch die offiziellen Feierlichkeiten, so ihr Vorwurf an die Regierungsseite, allzu sehr vergangenheitslastig angelegt.
Eher aus der Beobachterrolle verfolgen Grüne und FPÖ derzeit noch die Auseinandersetzungen um das Jubiläumsjahr. Aber auch das kann sich ja noch ändern.