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Jüdischer Humor als ein Stoßdämpfer des Lebens

Von Alexia Weiss

Politik

Psychologe Jacob Klein als Humor-Coach in Israel und Österreich. | Wien. Wenn man mit Jacob Klein spricht, kommen weder Langeweile noch Tristesse auf. Klein versteht es, das Leben von der heiteren Seite zu nehmen - und auch über sich selbst zu lachen. Dann etwa, wenn er sich für Fallfehler im Deutschen entschuldigt. Oder sagt, was Menschen mitbringen müssen, die an einem seiner Seminare teilnehmen wollen: "Sie müssen jung geboren sein."


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Am Pfingstwochenende (23. und 24. Mai) lädt Klein wieder zum Humorseminar ins Zentrum im Werd in der Leopoldstadt. "Jüdischer Humor - Stoßdämpfer des Lebens" lautet das Motto der Veranstaltung, die den Teilnehmern näherbringen soll, "mit Konflikten, Mischpoche und anderen Zores anders umzugehen".

Konflikte sind Klein nicht fremd. 1953 in Rumänien geboren, wanderte er als Neunjähriger mit seinen Eltern nach Israel aus. 14 Mal stellte der Vater einen Ausreiseantrag an die Behörden im kommunistischen Rumänien. 14 Mal wurde er abgewiesen. Schließlich kam die Familie über Frankreich und Wien nach Israel.

Nach der Schule entschied sich Klein, der seine Jugend in Rischon LeZion verbrachte, für ein Psychologiestudium. Beim israelischen Heer war er zunächst für Tests zuständig, die neue Rekruten zu durchlaufen hatten, organisierte später das Assessment Center der Armee und trainierte Soldaten in Sachen Leadership. Prägend waren dann Erfahrungen in den 1990ern im Zuge des Oslo-Friedensprozesses: "Bis dahin war der Brennpunkt das Schlachtfeld. Nun ging es um Psychologie." In gemeinsamen Übungen sollten Israelis und Palästinenser lernen, einander zu vertrauen. Nach fünf Tagen sei es so weit gewesen, dass der eine den anderen nicht erschossen hätte, hätte er sein Territorium betreten. Auf beiden Seiten. "Nachdem ich das gesehen hatte, schöpfe ich Hoffnung, dass es eines Tages so kommen wird."

Gewaltfreie Konflikt-Lösung

Klein hat sich ganz der gewaltfreien Kommunikation verschrieben. Nach dem Ende seiner Militärkarriere war er in Israel zunächst als Coach und Trainer tätig, bevor er 1998 als Direktor der karitativen Organisation Keren Hayesod nach Österreich kam. Es war vor allem die Gemütlichkeit, die ihn an Wien faszinierte. Erschreckt war Klein jedoch, "als ich nach einem Jahr, in dem ich meinte, Deutsch gesprochen zu haben, draufkam, dass es Jiddisch war". Dabei war Deutsch neben Ungarisch und Rumänisch eine seiner drei Muttersprachen. Seine Mutter etwa spricht "ein Deutsch wie aus der Monarchie in der Bukowina".

Heute pendelt Klein als freiberuflicher Psychologe und Berater zwischen Österreich und Israel. In Israel wirkt er bei der Ausbildung der Cliniclowns mit und führt Dialoggruppen zwischen Israelis und Palästinensern. In Österreich hält er Antistress- und Burnoutseminare und zeigt, wie man mit Humor Konflikte lösen und vermeiden kann.

Humor, betont Klein allerdings, könne auch sehr aggressiv, giftig und ätzend sein. So komme man aber nicht weiter. Man müsse Humor als "Gabe sehen, über sich selbst zu lachen". Genau dieser Ansatz liege auch dem jüdischen Humor zugrunde. "Ein Jude sitzt auf dem Gehsteig, jemand hat mit einem Messer auf ihn eingestochen und es steckt immer noch in ihm. Kommt jemand vorbei und fragt, Tut es sehr weh? Antwortet der Jude: Nur wenn ich lache."

Jüdischer Humor als Prototyp

Jüdischer Humor sei "ein Prototyp, wie man über sich selbst lachen kann", betont Klein. Selbst Schreckliches könne man auch aus einem komischen Winkel sehen. Das habe Juden geholfen, die Verfolgungen in den 2000 Jahren im Exil zu überstehen. Und in der Kommunikation durch Humor liege eine unglaubliche Weisheit: Lachen statt Selbstmitleid.

Genau das gibt Klein nun seinen Seminarteilnehmern mit. Dabei geht es nicht darum, Witze zu erzählen. Humor sei viel mehr. "Das ist eine Lebenseinstellung." Und jeder habe Humor, nur manchmal sei er unter Verletzungen, Enttäuschungen und Trennungen gut versteckt. Wer den Humor für sich entdecke, habe die Wahl, nicht mehr in die Opferrolle zu fallen. Konflikte in der Beziehung, dem Arbeitsleben, im Freundeskreis können leichter bereinigt werden, weil die Streitsituation nie so eskaliere, dass man danach jegliche gemeinsame Basis zerstört hat. Klein entwickelte über die Jahre als Psychologe einen praktischen "Werkzeug-Kasten", um Humor nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch im Alltag besser zu nützen. Seine Seminare werden übrigens großteils von Nichtjuden besucht. Humor ist eben ein universeller Wert.

www.zentrumimwerd.at